(38:09, Digital, Eigenveröffentlichung, 2020)
Der in Brasilien geborene, seit den 80er Jahren vor allem in Frankreich lebende Gitarrist und Komponist Marcelo Paganini ist so etwas, was man einen positiv Verrückten nennt. Bei seinen musikalischen Aktivitäten, die sich vor allem im Grenzbereich zwischen Rock (so interpretiert er z.B. als Solist die Musik von Jimi Hendrix) und Jazz Rock bewegen, verfolgte er schon immer den mittlerweile verwirklichten Traum, mit bekannten Musikern zusammenzuarbeiten.
So hat er für sein aktuelles Werk “Identity Crisis” einmal mehr ein namhaftes Line-up am Start: neben Paganini selbst an der Gitarre, ist Billy Sherwood (Bass, Gesang) auf allen Songs zu hören, während als Gäste u.a. am Schlagzeug Chad Wackerman (u.a. Frank Zappa) und Lenny White (u.a. Return To Forever), der in letzter Zeit vor allem bei Steven Wilson in Erscheinung getretene Keyboarder Adam Holzman, sowie der ex-Focus-Gitarrist Jan Dumée zu hören sind. Inspiration für dieses Album zog er vor allem aus der Musik der beiden so unterschiedlichen Gitarrenhelden Allan Holdsworth und Eddie Van Halen.
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Sicher ist es dienlich, mit bekannten Namen Aufmerksamkeit zu erzeugen, doch verkommen die Gäste hier nicht nur zu schmückendem Beiwerk. Paganini gibt ihnen genügend Raum, ihre Individualität einzubringen. Zwar stehen logischerweise saitentechnische Eskapaden im Vordergrund, doch gerade rhythmisch wird das Schlagzeug virtuos in Szene gesetzt. Ebenfalls sorgen die diversen Keyboardsoli für prägnante Gegenpole. Hier wird exzellent an den Instrumenten gewirbelt, es gibt spieltechnisch hochwertige Beiträge zu hören und es entsteht mehrfach der Eindruck, als ob hier spontan losgejammt wurde. Als inhaltlicher Gegensatz dazu dient die lässige Jazzballade ‘Soul Much Further Away’.
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Wie diese musikalischen Gegenpole weist das Album ebenfalls eine inhaltliche Ambivalenz auf. Hier stehen Virtuosität und Komposition in stetigen Wettstreit. Die spieltechnische Qualität ist ausgezeichnet, die inhaltliche Struktur wirkt jedoch bisweilen zu beliebig, zu zerfasert. Die beeindruckende Interaktion der beteiligten Musiker lässt immer wieder aufhorchen, doch gleichzeitig wünscht man sich einen gewissen durchgehenden Spannungsbogen, der die Arrangements zu einem Höhepunkt führt. Dies funktioniert dafür erstaunlicherweise bei der zurückgenommenen, sinfonisch-progressiv angehauchten Nummer ‘Tangerine Way’ wesentlich schlüssiger.
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“Identity Crisis” hinterlässt damit einen etwas uneinheitlichen Eindruck, auch wenn Marcelo Paganini auf seinen Videos einen ansteckend sympathisch Eindruck hinterlässt. Technisch sehr hochwertig, inhaltlich mit mannigfaltigen Brüchen und gekonnten Improvisationen spannend ausgerichtet, aber von seiner Fokussierung her trotzdem noch ausbaufähig.
Bewertung: 10/15 Punkten (KR 11, KS 10)
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Abbildungen: Marcelo Paganini / Glass Onyon