(39:57, CD, Eigenproduktion, 2020)
Hinter dem Namen Eskalation verbirgt sich nicht etwa eine neue vielversprechende Band, sondern ein Musiker mit klassischem Hintergrund, dem man seine Erfahrung auch auf diesem Album anmerkt. Das Album hat einen Untertitel, dem man gleich zwei Dinge entnehmen kann, nämlich a) dass dies nicht sein Debütalbum ist und b) welche Instrumente im Vordergrund stehen. „advances!“ ist nämlich untertitelt mit „different music for bassoon, wind synthesizer and electric percussion Vol. 2”. Es ist satte zwei Dekaden her, dass der erste Teil veröffentlicht wurde, damals noch beim französischen Musea-Label. Es trug den Titel „eskalation – different music for bassoon, wind synthesizer and sampled percussion”, also lediglich bei der Perkussion mit leicht veränderter Benennung.
Eskalation ist das Projekt von Stephan Koehr, der bereits in den frühen 70ern Flöte, Saxophon und Tasteninstrumente spielte und dabei mit Jazz, Avantgarde und Rock verschiedene Genres abdeckte. Bereits seit 1989 ist er als Fagottist an der Frankfurter Oper beschäftigt. Die ersten Arbeiten an diesem Album haben vor etwa sieben Jahren begonnen, veröffentlicht wurde das Album schließlich im November 2020. Die elf Titel stammen allesamt aus der Feder des Protagonisten, der auch fast alles im Alleingang meisterte, lediglich auf drei Titeln bekommt er Unterstützung durch Gastmusiker. Und so liest sich die Besetzung dann wie folgt:
Stephan Koehr – bassoon / contrabassoon / flute / wind synthesizer / keyboards / electric hand drums
Alan Benjamin – 10-string electric guitar
Miriam Hannah Adorf – voice
Sibylle Szymanski-Koehr – violin
Hier ist also schon mal ein Bezug zur Progressive-Rock-Szene, denn beim Gastgitarristen handelt es sich um den Kopf der amerikanischen Prog-Band Advent.
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Sowohl das Cover, als auch die Musik betreffend macht Eskalation dort weiter, wo er zu Beginn des Jahrtausends begann. Diesmal kommt noch ein Kind in Pampers hinzu, das den Kinderwagen die Treppe hochschiebt – oder stößt es diesen gerade herunter? Die Optik spielt einem hier einen Streich, aber es soll wohl doch aufwärts gehen. Musikalisch setzt Stephan Koehr den anfangs eingeschlagenen Weg fort.
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Gleich zu Beginn ist das Fagott zu hören, und man ist gedanklich zunächst sofort bei Gryphon, wovon man sich dann aber doch recht schnell wieder entfernt, denn der musikalische Ansatz von Eskalation ist ein anderer. Zwar ist das Fagott das charakteristische Hauptmerkmal dieses Albums, doch es ist bei weitem nicht so omnipräsent, wie man es jetzt erwarten könnte. Vielmehr ist es in all seinen Facetten wunderbar in die bunte, abwechslungsreiche Musik des Stephan Koehr eingebunden.
Als Anspieltipp sei beispielsweise ‚Behind the Door‘ genannt. Die einfallsreich eingesetzten Tasteninstrumente spielen ebenso eine wichtige Rolle und sind perfekt mit den Bläsertönen abgestimmt. Mal kommt die Musik recht düster daher, dann auch wieder flott-fröhlich. Es geht auch mal in avantgardistische Bereiche, dann wieder fast schon progrockig wie im genannten Titel. Gamelan-artiges und World Music Ansätze sind ebenso zu hören wie melodisch Symphonic- Prog-artiges. So ist zum Beispiel der Song mit dem kryptischen Titel ‚tx 4 nth‘ (thx for nothing ist doch nicht so kryptisch, d. Schlussred.) recht rockig geraten und mischt dies mit orientalischem Flair. Bis zum letzten Titel geht das Album als Instrumentalalbum durch, doch zum Abschluss ist dann tatsächlich Gesang zu hören, und zwar klassischer Gesang von Miriam Hannah Adorf, basierend auf einem Text von Rilke.
Spannendes, unterhaltsames Album. Bitte nicht wieder 20 Jahre bis zu Teil Drei.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: eskalation