(56:42, CD, Digital, Eigenveröffentlichung, 2020)
Drehleier Fusion Folk? So und nicht anders bezeichnet Drehleierspieler Stephan Groth die Musik seiner Band ZiRP, die mit einem Abstand von acht Jahren mit “Circle Divine” ihr zweites Album in Eigenregie veröffentlicht haben. Groth, der die Drehleier auch seit knapp 9 Jahren bei der deutschen Pagan Folk-Gruppe Faun spielt, tobt sich bei ZiRP auch an der Flöte und Piano aus und hat mit Olaf Peters (Gitarre, Cister), Florian Manuel Fügemann (Schlagzeug, Perkussion, Sampler) und Florian Kolditz (E-Bass, Kontrobass) kompetente Musiker um sich versammelt. Gemeinsam frönen sie also nun dem Drehleier Fusion Folk, der gänzlich instrumental ausgelegt ist. Wenn man möchte, übernimmt die Drehleier den Gesangspart, ist sie doch in Regel in den Strophen sehr präsent, nimmt sich aber in den Soli etwas zurück.
Mit ‘5-4-0’ beginnt die knapp einstündige Werkschau und und prescht recht unvermittelt drauf los. Die Drehleier steht direkt im Fokus, beackert sie doch aus allen Winkeln das musikalische Motiv des Openers. Im Solopart wird es etwas sphärischer, nur um zum Finale wieder zum Thema zurückkehren zu können. Ein interessanter, abwechslungsreicher Auftakt, der zeigt, dass ZiRP es wunderbar verstehen, Songs mit Spielzeiten von vier bis acht Minuten zu schreiben, in denen es auch ohne Gesang nie langweilig wird. In die gleiche Kerbe schlägt ‘Bourrée Inkarnation’, präsentiert sich allerdings als noch etwas kompakter als der Albumauftakt.
‘Circle Divine’ als Titeltrack ist mit über sieben Minuten Laufzeit einer der etwas längeren Tracks und schlägt nach zwei eher positiv gestimmten Songs zum ersten Mal etwas melancholischere Töne an, in denen sich auch Groth mit der Drehleier etwas zurücknimmt und seinen Mitstreitern Raum zum Glänzen gibt.
Auch in den folgenden acht Tracks bieten ZiRP einen Kessel Buntes, der das hohe Niveau des Auftakts locker hält. Munter wechseln sich auf “Circle Divine” eher lebhafte Stücke (‘Zirpelloise’, ‘Odd Bourrée’) mit ruhigeren Songs (‘Mosaic’, ‘Moon Mazurka’) ab, halten sich gut die Waage.
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Dabei sticht ‘Odd Bourrée’ etwas in Sachen ‘Härte’ heraus, hat dieser Song doch einen vergleichsweise druckvollen Part, mit dem der Song beispielsweise direkt eröffnet wird. Auf der Gegenseite dominiert bei ‘Kaleidoskop’ und dem Rausschmeißer ‘Low Lights’ klar die Folklore. Hier tauscht Groth dann auch sein Hauptinstrument, die Drehleiter, gegen die Flöte aus. Speziell ‘Kaleidoskop’ entpuppt sich hier als eine der ruhigen Perlen des Albums.
Alles in allem ist “Circle Divine” ein starkes Album. Es strotzt vor Abwechslungsreichtum, schönen Melodien, findet eine schöne Balance zwischen der an sich dominanten Drehleier des Bandleaders und den Instrumenten der drei weiteren Mitstreiter. Es ist ein kurzweiliges Album, das sich trotz der starken Konkurrenz gerade im Herbst des Jahres souverän in der Playlist des Betreuers gehalten hat.
Bewertung: 12/15 Punkten (AI 12, KR 11)
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