Dirty Sound Magnet – Live Alert

(59:00, MP3 320 kBit/s. CBR, CD, LP, Hummus/Membran, 2020)
In Zeiten, wo Konzerte bis auf Weiteres etwas sind, was wir nicht mehr erleben dürfen, trotzdem ein Live-Album herauszubringen, muss kein Trotz sein. Es ist möglicherweise auch Ausdruck der bedrohten Autonomie einer Band, die neben der Veröffentlichung von Alben nichts anderes in den letzten Jahren gemacht hat, als zu touren. Der vorliegende “Live Alert” ist ein Live-Mitschnitt, der im Studio entstanden ist.

Acht live eingespielte Songs und zwei Bonus Tracks. Bis auf ‘Sophisticated Dark Ages’ findet sich aber kein Song von “Western Lies” auf dem Album, sondern ausschliesslich Songs des aktuellen Longplayers “Transgenic”. Das verwundert allerdings auch nicht, da es sich ja um ein aktuelles Konzert handelt, gewissermaßen zur “Transgenic”-Tour.

Studio hin oder her – die Songs sind “richtige” Live-Versionen. Also mit Veränderungen wie etwa ausgedehnteren Solo-Passagen, z.B. in ‘Social Media Girl’. Die Power-Rock-Nummer “Organic Shadows” wurde im Gegensatz zur Album-Variante in eine ruhigere, melancholischere Space-Rock-Nummer verwandelt. Sowas geht eben nur live. ‘Skull Drawing Rose’, auf dem Album eine der epischen Nummern überhaupt, wird live zu einem Rock-Song, der auch ohne die Chöre des Albums funktioniert. Auf Samples verzichtet die Band bewusst. Nochmal: Dies ist ein Live-Album!

Wer Dirty Sound Magnet bereits live erleben durfte, weiss was für eine Power diese Band hat. Was bei “Live Alert” sofort auffällt ist dass die Tightness zwischen Schlagzeug und Bass, seit dem letztem Album “Transgenic” noch mal zugenommen hat. Zwischen Marco Mottolini Bass und Maxime Cosandey Schlagzeug passt mittlerweile kein Löschpapier mehr. Sollten die beiden noch tighter zusammen spielen, entstünde vermutlich das erste schwarze Loch auf einer Bühne.

(c) Danaé Clozza

Und dann ist da Stavros Dzodzosz. Hier stellt man nach mehrjähriger akustischen Begleitung der Band fest, dass sich sein Stil immer deutlicher ausprägt. Er liebt den Wechsel zwischen den fast unrhythmischen, wilden Gitarrenläufen gepaart mit den sehr rhythmischen, auf Bass und Schlagzeug abgestimmten Läufen in seiner ganz eigenen Stavros‘schen Art. Manchmal klingt die Verrücktheit von Frank Zappa durch, gepaart mit einer gesunden Mischung an Blues und Funk.

Das Album ist ein Erlebnis. Die Live-Atmosphäre kommt intensiv rüber und stellt den Hörer mitten in den Raum. Auch wenn man sich ohne Zuschauer-Geräusche dabei etwas alleine fühlt.
Bewertung: 14/15 (GI 14, KR 13)

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Abbildungen: DSM, mit freundlicher Genehmigung