(54:57, CD, digital, Reingold Records/ Just for Kicks, 2020)
Die Rede ist hier von Teilen der Steve Hackett Band, die unter dem Namen The Backstage das vorliegende Album produzierten. Die Idee hierzu entstand Mitte März diesen Jahres, als die Band in den USA tourte und es zum COVID-19 bedingten Aus der Tour kam. Dieses „Game Over“ kam natürlich wie ein Schock, aber auch nicht gerade vollkommen überraschend. Das musste also erst einmal verdaut werden. Man diskutierte, wie wohl der Rest des Jahres ablaufen sollte und es kam die Idee auf, das, was sie während der Tournee bereits ausgiebig getan hatten, weiter zu verwerten. Sie hatten nämlich die Angewohnheit, im Umkleideraum und bei Soundchecks zu jammen. Warum also nicht dieses Material ausarbeiten und auf Tonträger veröffentlichen? Dabei noch einige Freunde einladen und viel Spaß dabei haben. Gesagt, getan. Und so entstand die Formation „The Backstage“, die sich im Booklet übrigens artig bei ihrem „Boss“ Steve Hackett und seiner Frau bedanken.
Das Trio setzt sich wie folgt zusammen:
Jonas Reingold – bass guitars / guitars / additional keyboards
Rob Townsend – saxophone / additional keyboards
Craig Blundell – drums / electronic percussion
Es handelt sich um ein reines Instrumentalalbum, das allerdings mit der Musik eines Steve Hackett so rein gar nichts zu tun hat. Vielmehr ist dies eher Kost für den Jazz-Fan.
Da hier nur „zusätzliche“ Tasten erwähnt sind und Bassist Reingold auch Gitarrenparts übernommen hat, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den eingeladenen Gästen hauptsächlich um Keyboarder und Gitarristen handelt. Und diesbezüglich sind in der Tat ausgesprochen namhafte Musiker auf einzelnen Songs zu hören, was sicherlich zum Teil auch mit der Vergangenheit des Trios zu tun hat. So zum Beispiel Adam Holzman auf dem Titelsong, Andy Tillson an der Hammondorgel auf ‚Swag‘, Roger King, Tom Brislin, Lalle Larsson. Unverkennbar ist der fabelhafte Roine Stolt auf ‚Yuff Market‘ zu hören, und auch weitere bekannte Gitarristen greifen in die Saiten: Krister Jonsson, Carl Orr, Luke Machin, Randy McStine und auf dem abschließenden ‚Covid Nights‘ der (O-Ton) unangefochtene Schwergewichtsweltmeister auf der Prog-Gitarre, Steve Hackett himself. Eine überaus beeindruckende Liste also.
Doch das ist noch nicht alles, denn da sind noch mehr Altbekannte zu finden. Zwar hätte das Trio seine jeweiligen Kernkompetenzen sicherlich auch im Alleingang ausleben können, doch auch in ihrem Metier wurden Gäste eingeladen, so zum Beispiel in Sachen Schlagzeug der unglaubliche Marco Minnemann oder Maestro Pat Mastelotto. Dazu am Stick ein angezogener Nick Beggs, Theo Travis an der Altflöte, James Taylor an Solina, Clavinet, Moog und Tamburin.
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Wie bereits erwähnt, hier wird ausgesprochen jazzig musiziert. Aus den ursprünglichen Jam Sessions wurden zehn muntere Kompositionen, bei denen der Spaß am Musizieren förmlich greifbar ist. Die stärkste Phase des Albums beginnt für den Rezensenten gegen Albummitte mit dem Kracher ‚Can I Have Your Number?‘, auf dem Blundell und Minnemann zusammen agieren und Machin kräftiges Gitarrenspiel beisteuert. Auf diesen extrem vitalen Song folgt eine eher ruhige Nummer, in der die wunderschöne Flöte von Travis Akzente setzt, bevor sich mit dem Titelsong erneut eine sehr knackige Nummer anschließt. Auf ‚Covid Nights‘ ist zudem das beeindruckende Akkordeonspiel von Lelo Nika zu hören.
Mal was Anderes aus dem Hause Reingold & Co. – und es macht Spaß!
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, JM 11, KS 10)
Surftipps zu The Backstage:
Homepage/Jonas Reingold
Abbildungen: The Backstage