(47:51, CD, LP, Digital, Apollon Records, 2020)
Man muss nicht immer der Erste sein – oder anders gesagt: mitunter rauschen unter dem persönlichen Radar auch mal Bands auch mal komplett oder zunächst einmal durch. “The 3rd Majesty” ist bereits das zweite Album der Retro-Prog-Formation Ring Van Möbius, einem durchaus beachtenswertem Trio aus dem südnorwegischen Örtchen Kopervik. Doch gerade wenn man als Schreiberling zu spät zu sein scheint, kann daraus der Reiz der Unvoreingenommenheit entsteht, nämlich einer Band ohne vorgefertigte Meinungen zu begegnen und ihre Musik ganz neu und frisch zu beurteilen.
Ring Van Möbius verstehen es Vintage-Sounds und zeitlich rückwärts gerichtete Arrangements für sich selbst zu vereinnahmen. Wüsste man nicht, dass es sich hier um eine aktuelle Band handelt, dann würde man zweifellos alles in den 70ern verorten. Ob nun optisches Erscheinungsbild, die inhaltliche Umsetzung oder die kompositorische Umsetzung: hier ist alles dermaßen Retro, dass man sich zwangsläufig auf eine Zeitreise begibt. Wer sich diese Band live anschaut, erkennt jedoch, dass diese Art Vergangenheitsbewältigung ohne schalen Beigeschmack lebt.
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Dabei kommt man ebenfalls nicht umhin, der Band einen gewissen ELP-Bezug zu bescheinigen. Es handelt sich hier zwar keineswegs um einen Klon, doch vor allem mächtige Orgeltöne, der Hang zum majestätischen Bombast und wilde, sich überschlagende Synthieläufe lassen eine deutliche Keith Emerson-Note erkennen. Andererseits agiert der Dreier aus dem hohen Norden weitaus ungestümer, weniger kontrolliert, lebendiger, aber trotzdem hörbar klassisch beeinflusst. Gerade mal vier Tracks auf knapp 48 Minuten lassen zudem jede Menge Raum für instrumentales Spektakel.
Okay, einen kleineren Makel kann man nicht von der Hand weisen: der Gesang ist nicht unbedingt der Knaller. Er wirkt teilweise etwas zu überdreht und stimmlich nicht immer passend, geht aber durchaus als ordentlich durch. Doch ansonsten haben Thor Erik Helgesen (Gesang, Hammond, Fender Rhodes, Clavinet, Moog, Tubular Bells, Theremin), Håvard Rasmussen (Bass) und Dag Olav Husås (Schlagzeug, Percussion) die Sache schon sehr gut im Griff und wirken sowohl aufeinander bestens abgestimmt, als auch von der der entsprechenden Inspiration gesegnet.
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Da röhrt und ächzt die Orgel, da schwirren die Elektronen durch den Raum und es entsteht ein gewollt klanglich verstaubtes, aber dabei enorm kurzweiliges, geschmackvoll umgesetztes und letztendlich begeisterndes Retro-Vergnügen.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, JM 11, KR 12, KS 11)
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Abbildungen: Ring Van Möbius / Apollon Records