(71:10, CD, Vinyl, Digital, Cherry Red Records, 2020)
Das Album zur Pandemie. Hinter “Carnivorous” versteckt sich ganz offensichtlich als Anagramm der Coronavirus, der vor allem die Musikbranche und besonders den Veranstaltungsbereich immer mehr an den Rande der Existenzbedrohung zu ziehen droht. Logischerweise ging dies auch nicht an den Space Rock Urgesteinen Hawkwind spurlos vorbei, so dass ihr aktuelles Studioalbum rein virtuell und in kleiner Besetzung, nämlich lediglich als Trio entstand. Deswegen der Name Hawkwind Light Orchestra, den man schon mal für das 2012er Album “Stellar Variations” verwendete.
So tauschten Dave Brock (Gesang, Gitarre, Bass, Synths, Keys), Magnus Martin (Gesang, Gitarre) und Richard Chadwick (Schlagzeug) ihre Ideen per Filetransfer aus, um letztendlich 15 Tracks als konzeptionelles Werk in Vermischung aus aktuellen Geschehnisse und Science Fiction Utopie herauszuarbeiten. Gleichfalls ist in den Liner Notes ein Appell für veganes Leben abgedruckt, da laut persönlicher Sichtweise von David Brock ein Grund für den Ausbruch des Virus einfach auf der Gier der Menschheit nach tierischem Fleisch beruht.
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Herausgekommen sind mal sphärische, mal harte Rocksounds, die größtenteils in typischer Space-Rock-Tradition à la Hawkwind gehalten sind. Schwebende Zwischenteile schrauben mitunter das Tempo herunter, wodurch ein interessanter, klanglich leicht verwaschener Mix aus Rock- und Electronicsounds entsteht. Erstaunlicherweise greift man dabei ebenso auf Retroelemente, schräge Soundexperimente und psychedelische Färbungen zurück. Gehörig Hall und teils comichafte Verfremdungen beim Gesang verleihen der thematischen Schwere sogar etwas selbstironischen Humor. Selbst vor einem recht schrägen Blues (‘Model Farm Blues’) wird nicht zurückgeschreckt.
Auf Dauer schleichen sich jedoch ebenfalls Ermüdungserscheinungen ein, da ein gewisser Gewöhnungseffekt aufgrund der ständig wechselnden Eindrücke entsteht und inhaltlich zwar einiges angedacht, aber nicht immer konsequent zu Ende geführt wurde. Die Gesamtstruktur wirkt dennoch in sich geschlossen und enorm dicht. Aber bei einer Laufzeit von über 71 Minuten ist man gelegentlich nicht vor inhaltlichen Leerlauf gefeit.
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Grundsolides, teilweise überraschendes Alterswerk, das neue Ecken im Hawkwind-Universum erforscht.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildungen: Hawkwind / Cherry Red Records