(43:34, CD, LP, Digital, Southern Lord, 2020)
Um irgendwelche Erwartungshaltungen hat sich Anna von Hausswolff seit jeher keine große Gedanken gemacht. Ihr vor ihr selbst benannter “Funeral Pop” vertraute schon immer auf die archaische Kraft der Kirchenorgel, wie düstere, intensive Atmosphäre ein integraler Bestandteil ihres musikalischen Schaffens ist.
Mit “All Thoughts Fly” verfolgt sie ihren Ansatz noch radikaler, nimmt sich jede künstlerische Freiheit, denn es handelt sich ausschließlich um reine Orgelmusik, eingespielt auf einer norddeutschen Barockorgel in der Örgryte Nya Kkyrka in Göteborg. Kein Gesang, keine anderen Instrumente – ein wahres Solo-Album also, völlig bezogen auf die Künstlerin und ihr Instrument.
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Die sieben, konzeptionell verwobenen Eigenkompositionen wurden durch einen Besuch des im 16.Jahrhunderts angelegten Gartens Sacro Bosco, nahe der italienischen Stadt Bomarzo, inspiriert. Die bekannteste mythologische Skulptur dort – der Orcusrachen – ist dann auch auf dem verwaschenen Cover zusammen mit der Künstlerin abgebildet.
Sakral, tiefgründig, mal wuchtig, mal zurückhaltend, so lassen sich die atmosphärischen, sehr eindringlichen Kompositionen umschreiben. In gewisser Weise zwar ein klassisches Orgelalbum, jedoch mit anderen Ausdrucksformen und Ansätzen, als man dies von Orgelmusik aus früheren Jahrhundert kennt.
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Besonders interessant sind vor allem die ungewöhnlichen Begleitgeräusche und Töne, die der Orgel entlockt werden und von knarzend, schwer atmend bis kreischend nicht immer unbedingt diesem Instrument zuzuordnen sind. Die Vereinigung von kraftvollen Orgeltönen und emotional bewegenden Akkorden und Klangfarben erschaffen eine ganz eigene musikalische Welt, die in ihrer Dichte beeindruckt und den Hörer dazu einlädt, sich darin komplett fallenzulassen. Dabei driftet Anna von Hausswolff mitunter in sehr minimalistische Gefilde ab und wiederholt fortwährend Tonfolgen, um diese immer mehr zu steigern. Doch der daraus resultierende Effekt, wenn dann endlich ein Akkordwechsel folgt, ist umso erlösender und überwältigender.
Ein durchdringendes Album der etwas anderen Orgelklänge, auf das man sich einlassen muss, um dessen innere, traurige Tiefe zu erkunden. Faszinierende 43 Minuten totaler Eskapismus.
Bewertung: 12/15 Punkten (KR 12, KS 12, MBü 12)
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Abbildungen: Anna von Hausswolff / Southern Lord