(45:46, CD, Vinyl, Digital, Karisma Records/Plastic Head, 2020)
Heidewitzka. Hier wird wieder geproggt, bis der Arzt kommt. Schon in fünfter Instanz, nämlich mit dem ebenso vielten Album, empfehlen sich die Norweger als Speerspitze des Vintage Prog und biedern sich somit erneut bei all denjenigen an, welche die alten Zeiten von Yes, Genesis oder ELP noch für das Beste halten, was der Rock an sich zu bieten hatte. Wobei hier, bei Wobbler, eher eindeutig zu Yes Stellung bezogen wird.
Der Bass von Kristian Karl Hultgren mäandert sich durch bassläufige Abgründe, Keyboarder Lars Fredrik Frøislie präsentiert ein Repertoire der schwarzen und weißen Tasten, das sich nicht hinter dem eines Rick Wakeman zu verstecken braucht und Sänger Andreas Wettergreen Strømman Prestmo versucht sich schon einmal am hoch angelegten Gesangsstil eines Jon Anderson. So kann „Dwellers Of The Deep“ durchaus als Missing Link zwischen den beiden Yes-Alben „Tormato“ sowie „Drama“ durchgehen. Und obwohl man Wobbler noch nicht einmal der Imitation oder gar des Plagiats bezichtigen möchte, gleiten die Gedanken und damit die Stimmungsbilder beim Durchhören von „Dweller Of The Deep“ hin und wieder in Richtung Roger Dean Landscapes.
Mit ‚By The Banks‘ wird das Album mittels vordergründigem Bass (‚Tempus Fugit‘?) und hektischem Georgle reichlich gehaltvoll eröffnet, wobei der Track mit seinen knapp 14 Minuten auch an sich eine gehaltvolle Substanz vorzuweisen hat. Und gerade hier machen sich die Vocals von Prestmo unangenehm bemerkbar, versucht er doch, Höhen zu erklimmen, denen er definitiv nicht gewachsen ist. Derweil hier genügend Raum und Zeit für die notwendigen Richtungswechsel und Breaks bleibt, beginnt der nachfolgende Achtminüter ‚Five Rooms‘ mit verzückenden ‚Uuuuhs‘ und ‚Aaaahs‘, die in Kombination mit Orgelpfeifenden Keyboardklängen so etwas wie sakrale Stimmungen erzeugen. Das alles wird jedoch durch die Maschinerie aus besagten mächtigen Bassläufen und Tasteninstrumenten plattgewalzt.
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Etwas Erholung bringt dann das balladeske ‚Naiad Dreams‘, ehe sich das neunzehnminütige ‚Merry Macabre‘ als ein aus der Blaupause des Old School Retro Prog herausgestanztes Opus Magnum präsentiert, inklusive Keyboardsolo und einer Auflösung des gesamten vorher inszenierten Spannungsaufbaus, die den gordischen Knoten des Dobble Wobblers zu entwirren weiß. Hätte niemals für möglich gehalten, dass Prog so anstrengend sein kann.
Bewertung: 9/15 Punkten (CA 9, WE 12, KR 12, KS 11, HR 12)
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Abbildung: Wobbler