The Flower Kings – Islands
(51:26 + 44:12, 2 CD, 3 LP, Digital, InsideOut Music / Sony Music, 2020)
Es ist natürlich gefährlich im Progbereich als Albumtitel “Islands” zu verwenden, da einem dabei unweigerlich das King Crimson Album gleichen Namens in den Sinn kommt. Doch stilistisch bewegt sich das neue Flower Kings Album im direkten Vergleich zu seinem Namenvetters fernab von jazzigen Ausflügen und ruhigen Eskapismus. Dennoch beschreiten die Blumenkönige mit ihrem aktuellen Werk in Ansätzen eine inhaltliche Neuausrichtung. Dies mag möglicherweise auch daran liegen, dass man aufgrund der aktuellen Situation alles rein virtuell aufnahm, da die Bandmitglieder quer über den Globus verteilt (Schweden, USA, Italien, Österreich) leben.
Das fängt bei der Laufzeit an an, denn trotz Doppelalbumlänge lotet man im Gegensatz zur Vergangenheit nicht mehr die gesamte zur Verfügung stehende Zeit aus, sondern begnügt sich lediglich mit “nur” etwas über 90 Minuten. Ebenfalls wurde der kompositorische Ansatz wesentlich fokussierter gewählt, findet grundsätzlich ein Verzicht auf Longtracks statt. Einzig ‘Solaris’ bringt es auf etwas mehr als 9 Minuten. Ansonsten genügen meist Songlängen im 4-5 minütigen Bereich, um die Ideen auf den Punkt zu bringen. So ist der Ansatz in gewisser Weise mit der 2007er Kompilation “The Road Back Home” vergleichbar, als man songdienlicheres, griffigeres Material auf einem Album vereinte.
Trotzdem erklingen die typischen Flower Kings Trademarks mit verspielten Gitarrenmelodien und kleineren sinfonischen Schlenkern, in Szene gesetzt vom aktuellen Line-Up:
Roine Stolt (Gesang, Gitarre, Ukulele, Keyboards)
Hasse Fröberg (Gesang, Gitarre)
Jonas Reingold (Bass, Gitarre)
Zach Kamins (Piano, Orgel, Synthesizer, Mellotron)
Mirkko DeMaio (Schlagzeug)
Als Gast steuert Rob Townsend hier und da etwas Saxophon bei.
Und wenn wir schon bei progressiven Trademarks sind: ganz stilecht wurde ein Coverartwork von Roger Dean gewählt. Zudem hält das Thema Isolation das Album konzeptionell zusammen.
In seiner Gesamtheit bleibt das Album in erster Linie hochmelodisch verwurzelt und eher auf das kompakte Format ausgerichtet, selbst wenn diese inhaltlich eine konzeptionelle Verbindung eingehen. Diesem Ansatz geschuldet, finden sich logischerweise viel weniger inhaltliche Brüche oder ausufernde Passagen als man dies bisher von den Flower Kings gewohnt war. So geht das Material zwangsläufig gut ins Ohr, bietet einen großen Unterhaltungswert und harmonischen inhaltlichen Fluss, trotzdem bleibt kein bestimmter Track sofort nachhaltig hängen.
Andererseits wurde die inhaltliche Breite doch recht breit gewählt, womit der Spannungsbogen recht hoch gehalten werden kann. Neben den obligatorischen Einflüssen, bleibt genügend Raum für behutsame stilistische Wechsel. Die Bandbreite reicht somit von progressiven Up-Tempo Nummern wie der Opener ‘Racing With Blinders On’, dramatischer Sinfonik (‘Northern Lights’), bis hin zu relaxtem Country-Flair bei ‘Morning News’ oder diversen Instrumentals – mal gefühlvoll-dramatisch (‘Man With A Two Peace Suit’) oder verspielt-komplex (im persönlichen Album Highlight ‘A New Species’).
Neben kleineren inhaltlichen Durchhängern (vor allem auf CD1), fängt sich das Album jedoch immer wieder und liefert so auf die gesamte Spielzeit ein vielschichtiges, überaus lebhaftes Statement ab. “Island” ist erhältlich als limitiertes 3LP & 2CD Boxset, 2CD Digipak und in digitalem Format.
Bewertung: 11/15 Punkten (WE 11, KS 11)
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laut.de
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Abbildungen: The Flower Kings / InsideOut Music