Jack Of All Trades (Centrozoon, Tuner, Stickman, Crimson ProjeKct…) und ‚Living The Dream‘-Aktivist Markus Reuter kann auch in der Konzert- und Tour-freien Ära nicht anders. Wenn schon nicht touren, dann wenigstens die Zeit mit ‚Gleichgesinnten‘ im Studio verbringen. Zugegeben liegen die Aufnahmen für die drei uns hier beschäftigenden Releases noch vor 2020, die Zeit der Besinnung wurde jedoch genutzt, um ihre Bearbeitung und Veröffentlichung zu forcieren. So erscheinen beziehungsweise erschienen Anfang August nun gleich drei Alben des Komponisten und Touch-Guitareros.
Und in erster Instanz nun gleitet Reuter zusammen mit seinen Buddies Tim Motzer (Gitarre, Bass) und Kenny Grohowski (Drums) tief in die Mythen der Native Americans und präsentiert uns mit „Shapeshifters“ vier improvisierte, sich im Zeitrahmen von neun bis 23 Minuten vollziehende Instrumentals, denen aber gerade wegen ihrer kühlen, geradezu berechnend wirkenden Atmo jegliches Mystische abgeht. „Shapeshifter“ ist der Sound verlassener Schrottplätze, die nach und nach zwar von der Natur zurückerobert werden, deren abstrakte Konturen jedoch von längerem Bestand sind. Reichlich unnahbar präsentiert sich dann schon der düstere Industrial Prog von ‚Dark Sparks‘, der zwar hin und wieder Anwandlungen hat, an Crimson’schen „The ConstruKction Of Light“-Konstrukten entlangzuschrammen, derweil den „Shapeshifters“ eben jeglicher Songcharakter abgeht und man sich seltsam einsam, verlassen und ob der harschen Kälte überaus verletzlich fühlt. Ebenso in den Tiefen industrialisierter, soundtechnischer Brutalitäten umherschlurfend geben sich ‚Transmutation‘ und ‚Cypher‘. Nur ‚Burns To Aether‘ versucht sich, anfangs jedenfalls, ein wenig in Harmonie. Nur ist diese eben nur die Ruhe vor dem Sturm. So ist „Shapeshifter“ Reuters sicherlich kompromissloseste bisherige Verlautbarung, derweil sich die Gestaltwandler als nicht zu bändigende Biester geben.
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Bewertung: 9/15 Punkten
Das Projekt Oculus indes ist in Form und Habitus diesen Biestern nicht unähnlich, obwohl man sich selbst als ‚Anti-Jazz‘ beziehungsweise ‚Free-Jazz‘-Unternehmung festlegt. Mit seinen Oculus-Kollegen Robert Rich, David Cross (King Crimson), Mark Wingfield sowie den beiden “Truce“-Mitstreitern Asaf Sirkis und Fabio Trentini geht Reuter auch hier in die Vollen und präsentiert Oculus als vielköpfige Kreatur mit verschlagenem Wesen. Nichts ist sicher, beziehungsweise ‚nothing is sacred‘, womit man in erster Instanz alle vorhandenen Vorzüge und spielerischen Raffinessen rigoros in die Waagschale wirft und mit ‚Nothing Is Scared‘, sowie ‚Occult‘ die wohl heftigsten Ausschläge improvisierten Art’n Jazz vom reichlich hochangesetzten Stapel lässt. Im Gegensatz zu den „Shapeshifters“ öffnen sich hier aber eben auch ambiente Soundscapes, die schon so etwas wie ausgeglichene Ruhepole bilden. Und auch hier gilt, wem Crimso ein wenig zu soft und straight ist, der ist hier mehr als gut aufgehoben. Mit den atmosphärischen ‚Bubble Bubble Bubble Bath‘, sowie ‚Bubble Bubble Bubble Song‘, sowie den bis zum Bersten angespannten ‚Solve Et Coagula‘ schalten Oculus gleich mehrere Gänge zurück und präsentieren sich mit hochkonzentrierter Extravaganz, die mit den vorherigen Beweisführungen zur Chaostheorie nahezu versöhnen und man nur noch einen David Sylvian als selbstvergessenen Narrator zum vollständigen Glück braucht.
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Bewertung: 11/15 Punkten
„Sun Trance“ nun, der Titel suggeriert es uns schon, ist das vielleicht zugänglichste Werk dieses Triumvirats. Was sicher mit daran liegen könnte, dass es sich dieses Mal eben nicht um Impro, sondern um eine Komposition handelt. Mit Vibraphonist Dennis Kuhn und seinem zehnköpfigen Mannheimer Schlagwerk, bestehend aus Vibraphonen, Glockenspielen, Bass, Klarinette und Drums, geht Markus Reuter eine reichlich entspannte Symbiose ein, welche ob ihrer Transzendenz und ihres minimal musikalischen Ansatzes Steve Reich’sche Tiefenwirkung und –entspannung mit sich führt. Mit seiner Touch Guitar schafft Markus Reuter hier den Schulterschluss zwischen eben der Minimal Music und Progressivem Rock King Crimson’scher Prägung. Und da „Sun Trance“ mit seinen siebenunddreißig Minuten auch entsprechende Ausmaße zu verzeichnen hat, steht dem ‚Sun Trance‘ (mit Betonung auf Trance) an sich dann auch nichts mehr im Weg. Die Enhanced-CD enthält neben dem Audiotrack auch das Video der Darbietung vom 23. Mai 2017.
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Bewertung: 13/15 Punkten
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Abbildungen: Markus Reuter / Moonjune Records