Eddie Jobson – Live

(57:35 + 53:19, CD, Globe Music Media, 2020)
Es hätte so schön sein können. Auf der ersten Blick scheint bei diesem in den Jahren 2009-2011 aufgenommenen und erst kürzlich veröffentlichten Livealbum in schmucker Verpackung alles perfekt. Zwar prangt vorne auf dem Cover der Name Eddie Jobson, jedoch verbirgt sich dahinter in erster Linie Eddie Jobsons U-Z Project, das mit einem wechselnden, überaus beeindruckenden All-Star Line-up aufwartet. So waren bei verschiedenen Konzerten in Polen, Russland, Japan und den U.S.A. neben Eddie Jobson an den Keyboards und der Violine folgende Musiker beteiligt:

Simon Phillips – Schlagzeug
Tony Levin – Stick
Marco Minnemann – Schlagzeug
Alex Machacek –  Gitarre
Greg Howe  – Gitarre
Marc Bonilla – Gitarre, Gesang
Trey Gunn – Touch Guitar
Mike Mangini – Schlagzeug
T.J. Helmerich – Gitarre
Ric Fierabracci – Bass
Billy Sheehan – Bass
John Wetton – Gesang, Bass

Die musikalischen Leistungen der jeweils wechselnden Mannschaften sind absolut beeindruckend, hinzu kommt eine gelungene, packend umgesetzte Songauswahl, die zwar zum Großteil auf Material von U.K. vertraut (u.a. das auf keinem Studioalbum erhältliche ‘Forever Until Sunday’), aber ebenso Jobsons Solomaterial mit kurzen Ausschnitten aus den beiden Alben “Zinc The Green Album” (1983) und “Theme Of Secrets” (1985) streift. Die zwei King-Crimson-Klassiker ‘Red’ und ‘Starless’, bei denen Jobson an den Originalaufnahmen beteiligt war, sowie Coverversionen vom Mahavishnu Orchestra (‘Awakening’) und Emerson Lake & Palmer (‘Bitches Crystal’) bieten eine ansprechenden Streifzug durch den Progressive und Jazz Rock der 70er.

Doch jetzt kommen die großen Aber: der Sound kann für eine offizielle Veröffentlichungnur nur als absolute Frechheit bezeichnet werden. Alles klingt dermaßen dumpf, mittig und ohne Höhen und Tiefen, das man den Eindruck hat, hier einem mäßigen Bootleg zu lauschen. Beim Etikett “Mixed, Mastered and Produced by Eddie Jobson” fragt man sich unweigerlich, was denn hier grundsätzlich falsch gelaufen ist, da doch der Künstler alles in der Hand hatte und nicht auf irgendwelches dubioses Material zurückgreifen musste. Leider ist dies auch nicht das erste mal, das Livealben aus dem Hause mit einem unterdurchschnittlichen Sound aufwarten. Eigenartigerweise klingt das YouTube-Video zu ‘Ceasar’s Palace Blue’ wesentlich besser als die CD-Fassung.

Weiterhin herrscht bei diesem Album ebenso ein deutlicher Etikettenschwindel vor, denn der Großteil des Materials war bereits in der Vergangenheit auf den beiden Livealben “Ultimate Zero Tour – Live” (2010) und dem U.K. Livealbum “Reunion – Live In Tokyo” (2013) erhältlich. Nun gut, beide Alben sind etwas schwierig und nur für recht teures Geld zu bekommen, was eine gewisse Rechtfertigung für “Live” liefert.

Schade, hier wäre so viel mehr möglich gewesen. Das ahnt man vor allem, wenn sich aus dem Klangmatsch mal die wahre Qualität dieser Musik herausschält.
Bewertung: 7/15 Punkten (WE 9, KS 7) (erhebliche Abstrich wegen der Soundqualität)

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Abbildungen: Eddie Jobson / Globe Music Media