(61:46, CD, Gatefold 2LP + CD, Digital, InsideOut Music / Sony Music, 2020)
Bis zur Auflösung von Beardfish im Sommer 2016 fungierte Gungfly lediglich als Nebenprojekt von Rikard Sjöblom, um dort in erster Linie seine geradlinigere, rockigere Ader auszuleben. Mittlerweile hat sicht Gungfly zu seinem Hauptbetätigungsfeld gewandelt, auch wenn er so ganz nebenbei noch Mitglied bei Big Big Train ist.
Ganz langsam verschob sich die musikalische Grundausrichtung von Gungfly mittlerweile ebenfalls in eine etwas progressivere Richtung. So enthält “Alone Together” zwar jede Menge expressive Retro-Elemente aus dem Rockbereich, aber der Hang hin zu komplexeren und ausgiebigen Songstrukturen ist mehr als offensichtlich.
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Bereits der 13-minütger Opener ‘Happy Somewhere In Between’ weist den musikalischen Weg, denn man auf dem Rest des Albums erwarten darf. Die Grundausrichtung lässt jede Menge melodische Raffinesse erkennen, doch vor allem die instrumentale Interaktion steckt voll verspielter Versessenheit mit überraschenden Wendungen. Aufgenommen als eine Art Powertrio mit den Brüdern Petter und Rasmus Diamant an Schlagzeug respektive Bass, übernimmt Rikard Sjöblom bei diesem Album sowohl die Gitarren und größtenteils analoge Keyboardparts und logischerweise Gesang den Bärentanteil. Doch gerade die instrumentale Doppelbelastung merkt man dem Album keineswegs an – es hat alles den logischen Fluss, als ob hier eine mehrköpfige Band am Start sei.
“Alone Together” ist für den Künstler ein passender Blick auf die derzeitige weltweite Situation, in der er es “leid ist, die zuckersüße “Realität” von Social Media zu betrachten. Nämlich der, bei der wir ständig denken, dass jeder andere ein viel besseres und erfülltes Leben führt, als wir selbst. Nur weil man immer nur perfekte und glücklichere Bilder zu sehen bekommt.” Wohl wahr. In seiner Gesamtheit befasst sich dieses Album mit Beziehungen, ob nun über soziale Medien, ob als Eltern-Kind Beziehung oder mit der ganz persönlichen Verbindung von Rikard Sjöblom zur Musikszene, die ihn gerne in die Prog-Schublade steckte, auch wenn er selbst sein musikalisches Output stilistisch eigentlich ganz anders betrachtet.
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An dieser Stelle kommt nun die subjektive persönliche Note hinzu: irgendwie hat bei mir Gungfly noch nicht richtig gezündet – ist aber mit diesem Album auf einem sehr gut Weg, dies zu ändern – während für Beardfish immer mehr als nur Sympathie entgegengebracht wurde. Das mag daran liegen, dass ich Beardfish mehr live erleben durfte und sie jedes mal überzeugten, während die einmalige Live-Präsentation von Gungfly auf dem Night Of The Prog Festival einen irgendwie undifferenzierten Eindruck hinterließ.
Zurück zum Versuch einer objektiven Bewertung: die sechs Titel decken ein weites, versiert umgesetztes Spektrum im anspruchsvollen Rockkontext ab. Es fehlt weder an überraschenden Wendungen, noch an humorvoller, versponnener Ironie, wie auch direkten Momenten und einer gewissen augenzwinkernden Heavyness. “Alone Together” ist damit sicherlich für Fans von Gungfly eine willkommene Fortsetzung des bisher eingeschlagenen Weges.
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 11, KS 11, HR 11)
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Wikipedia
Abbildungen: Rikard Sjöblom’s Gungfly / InsideOut Music