Derek Sherinian – The Phoenix
(42:38, CD, Vinyl, Digital, InsideOut Music / Sony Music, 2020)
Selbst wenn das letzte Soloalbum von Derek Sherinian bereits einige Jahre zurückliegt – “Oceana” erschien 2011 – so war der umtriebige Keyboarder und selbsternannte “Caligula der Keyboards” in den letzten Jahren keineswegs untätig. Nach seinem Weggang bei Dream Theater Ende der 90er waren besonders die 2000er Jahre von diversen solistischen Aktivitäten, als Bandmitglied bei Billy Idol, sowie dem Bandprojekt Planet X geprägt. In den letzten Jahren standen die beiden Bands Black Country Communion (mit Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham) und die von Mike Portnoy initiierten Sons Of Apollo im Fokus.
“The Phoenix” ist in vielerlei Hinsicht eine übergangslose Fortführung des bisherigen Schaffens des Tastenmanns aus dem Großraum Los Angeles. Einmal mehr holte er sich namhafte Unterstützung aus seinem näheren musikalischen Betätigungsfeld an Bord, so dass auf “The Phoenix” u.a. Schlagzeuglegende Simon Phillips (der zum Großteil als zusätzlicher Komponist und Co-Produzent fungierte), sowie die Saitenheroen Steve Vai, Joe Bonamassa, Zakk Wylde, Ron “Bumblefoot” Thal und Kiko Loureiro zu hören sind. Weitere Gastmusiker auf diesem Album: die Bassisten Billy Sheehan, Jimmy Johnson, Tony Franklin, zudem sind noch Armen Ra am Theremin und Ernest Tibbs am Bass vertreten.
Der Einstieg in das Album liefert gleich typische Sherinian-Kost: die extrem verzerrten Keyboardklänge klingen mehr nach Gitarre, denn nach Tasten. Rhythmisch temporeich und vertrackt geht es gleich in die Vollen – die Grenzen zwischen wuchtigem Rock, einer gewissen Portion Progressive Metal, sowie ein Einschlag von modernem Jazz Rock bzw. Fusion verschwimmen. Das ist vor allem eine offensichtliche, sehr direkte Präsentation von instrumentaler Filigran-Arbeit. Hier geht es zwar in erster Linie um die hedonistische Zurschaustellung des eigenen Könnens, jedoch mit einer gewissen lässigen Leichtigkeit.
Die inhaltliche Palette ist breit gefächert: ‘Dragonfly’ bietet modernen Jazz Rock, Piano mit ELP-Einschlag in voller Wucht, ‘Temple Of Helios’ Fusion mit metallischer Färbung, ‘Pasadelo’ vereint Latin Flair mit brettharter Attitüde. Auf der von Joe Bonamassa eingesungenen, sehr eigenständigen Coverversion des zeitlosen Buddy Miles-Klassikers ‘Them Changes’, wird zudem einem von Sherinians Idolen gehuldigt. Er hatte das Glück, vor langer Zeit mit dem viel zu früh verstorbenen, u.a. in den 70ern mit Jimi Hendrix und Carlos Santana zusammenspielenden Sänger/Schlagzeuger, gemeinsam zu musizieren.
Glücklicherweise liefert der selbstverliebte Meister der Tasten neben erschlagender Virtuosität immer noch genügend kompositorischen Gehalt, womit man als Zuhörer eben nicht komplett überfahren wird. Gut – das wird einigen sicherlich auch so noch zu viel des Guten sein, aber letztendlich bewegt sich alles im Rahmen, was man von Derek Sherinian bereits kannte. Denn auch wenn logischerweise die Keyboards (u.a. Moog, Hammond) klar im Vordergrund stehen, bekommen ebenso die anderen Beteiligten genügend kreativen Freiraum ohne jegliche Einschränkungen oder Druck.
Groove, Power, Lässigkeit und spielerisches Können: ein typisches, wiederum qualitativ hochwertiges Soloalbum von Derek Sherinian.
Bewertung: 11/15 Punkten (KR 11, KS 11)
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Abbildungen: Derek Sherinian / InsideOut Music