(50:14, CD, Vinyl, Digital, Sireena Records / Broken Silence, 2020)
Nun wird aber Gas gegeben: ließ sich der Musik-Clan um Tom ‚The Perc‘ Redecker vor allem, was seine Veröffentlichungspolitik neuer Releases betrifft, nach der Jahrtausendwende ein wenig mehr Zeit, so klaffen zwischen “Terra Circus”, dem letzten offiziellen Album, und “Echoes Don’t Lie” gerade einmal vier Jahre. Man gelobte Besserung und die Großfamilie war um einige Mitglieder, wie etwa den Dissidenten Marlon Klein oder einem Roman Bunka (Embryo), reicher. Sowieso verstand sich die Electric Family, die im nächsten Jahr ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum feiert (unvergessen bis heute ist dann wohl ihr denkwürdiger Auftritt beim Herzberg Festival 1996), noch nie als Band im herkömmlichen Sinn. So traf sich der lose Verbund teutonischer, aus Funk und Fernsehen bekannter Musiker, in diesem Jahr erneut, um ein weiteres Oeuvre ungebändigter Spielfreude zu recorden.
Sicher sind mit eben Tom Redecker, Gitarrist Rolf Kirschbaum, Schlagzeuger Torsten Glade und Bassist Harry Payuta auch hier wieder Protagonisten zugange, die quasi als die Rumpfmannschaft der Family festgemacht werden kann. Mit über zwanzig Aktiven wird hier hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse aber auch wieder nicht gekleckert. In diesem Sinn findet sich auf “Echoes Don’t Lie” wieder ein Sammelsurium der Electric Family eigenen Musikformate wie Kraut’n Psychedelicrock, Folk und World Music, was auch dieses Output zu einer mehr oder weniger bewusstseinserweiternden Erfahrung macht.
Der mittels akustischen Gitarren warm und heimelig gehaltene Akustik-Flk von Songs wie ‘Sacred Land’ oder ‘What Is Your Head, Fred’ kann fast schon als The Perc bzw. The Electric Family-Markenzeichen gewertet werden. Ebenso wie gelungene Ausflüge in die psychoaktiv eingefärbte Weltmusik (‘Echo Room’, hier mit einem Roman Bunka an der Oud) oder ebenso tiefenwirkenden Krautrock (‘Another Giant Leap’). Und während das von Milla Kapolke (ex-Grobschnitt) eingesungene Neil Young-Cover ‘I‘ve Been Waiting For You’ eine gelungene Hommage an den Großmeister ist, kann man Jaques Dutroncs Chanson ‘Mini Mini’ in der EF-Version getrost als launigen Seitensprung abhaken. In ‘Cutflowers’ und ‘Look’ gibt Tom Redecker seinen Kapitänsposten dann an Rolf Kirschbaum beziehungsweise Steff Ulrich (Velvetone) ab, was anzeigt, dass die Electric Family dann doch ein anarchistisches Häuflein Gleichgesinnter ist. Aber, eben auch Ausnahmen bestätigen die Regel.
Bewertung: 11/15 Punkten (CA 11, KR 11)
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