Higgsino – Supersymmetrie
(30:55, digital, LP, Eigenveröffentlichung, 2020)
Higgsinos “sind in supersymmetrischen Theorien der Elementarteilchenphysik die hypothetischen fermionischen Superpartner der bosonischen Higgs-Felder”. Allet klar soweit? Wer seine Band so nennt, muss doch ein Rudel Freaks sein gegen die Big-Bang-Sheldon wie der nette Junge von neben an wirkt, oder? Was haben diese Nerdtrinos denn zu Ihrer Verteidigung zu sagen? Oh, die Leipziger sind geständig und plädieren selbst auf schuldig: “HIGGSINO wurde als Zweitprojekt von Musikern mit Hang zur Nische geboren. Schon bald unterwanderten Mathrock-Rhythmen wuchtige Postmetal-Gitarren und es wurde klar, dass dieses Projekt keine Spielerei mehr sein soll.”
Das wäre auch voll schade gewesen, allein schon um Titelnamen wie ‘Posttriolischer Zwangsbinarismus’. Doch auch die heftig riffende Musik dazu ist eine echte Bereicherung der Szene. Nur welcher eigentlich? Die Musik ist eigenständig, dennoch manchmal an eine heftigere Ausgabe von Rotor erinnernd. Oder an Colonel Petrov’s Good Judgement ohne Saxophon.
Beim Material handelt es sich sämtlich um Eigengewächse, nur ‘Entertain Me’ ist ein Stück des armenischen Jazzpianisten Tigran Hamasyan. Anspieltipp für Proggies bleibt aber das fast neun Minuten die unterschiedlichsten Gesichter und Fratzen zeigende ‘Antlitz’.
‘Epiphora’ befriedigt Post-Rock-Erwartungen, während ‘Die Riemannsche Vermutung ‘ zur Spekulation einlädt, wie es sich anfühlen mag, sich live von diesen Riffs den Kopf abschrauben zu lassen.
Die Scheibe klingt hervorragend – Dank dafür sei u.a. Mix und Mastering von Jan Oberg (Grin). Als – schlicht, aber superschön gemachtes – Vinyl kostet “Supersymmetrie” schlanke 15 Euro.
Bewertung: 12/15 Punkten
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YouTube (Live, 2019)
Abbildungen: Higgsino / Eulenherz Artwork