(73:52, CD + DVD, LP, Blu-ray, Digital, Frontiers Music/Soulfood, 2020)
Die Live-Veröffentlichungsoffensive der amerikanischen Hard-Rock-Legende Blue Öyster Cult geht in die nächste Runde. Dieses Mal handelt es sich um einen Auftritt, der am 17.Juni 2017 auf dem Stone Free Festival in London im Rahmen des 45-jährigen Bandjubiläums stattfand. Doch im Gegensatz zu diversen Live-Alben der letzten Zeit steckt hinter diesem Auftritt eben nicht einfach nur eine Setlist mit den üblichen Songverdächtigen, sondern der erste Teil des Konzerts widmet sich der kompletten Aufführung des BÖC-Debüts aus dem Jahre 1972. Zwar folgen anschließend ein paar unverwüstliche All Time Favourites wie ‘(Don’t Fear) The Reaper’, ‘Godzilla’ oder ‘Buck’s Boogie’, doch sind bei dieser Seventies Retroshow ausschließlich Titel aus den Jahren 1973-77 zu hören.
Zwar ist auf dem namenlosen Debüt mit ‘Cities On Flame With Rock & Roll’ ebenfalls ein Song enthalten, der bis heute ein fester Bestandteil der Setlist ist, aber die restlichen Titel zeigen vor allem in den Originalaufnahmen noch eine Band auf der Suche nach einer eigenständigen Note. Das Material wirkt teilweise noch ungeschliffen, rau, auf der stilistischen Suche zwischen Hard Rock, psychedelischen Elementen und kernigem Rock & Roll, wobei ein Teil der Ideen teils auf die Vorgängerbands Stalk-Forrest Group bzw. Soft White Underbelly zurückgehen.
In dieser Live-Umsetzung wirkt das Material jedoch einheitlicher. Es wurde klanglich leicht modernisiert, so dass es insgesamt mehr nach dem typischen Hard Rock klingt, für den Blue Öyster Cult seit vielen Jahrzehnten stehen. Dafür zuständig ist das 2017er BÖC-Line-up bestehend aus: Eric Bloom (Gesang, Gitarre), Donald ›Buck Dharma‹ Roeser (Gitarre, Gesang), Richie Castellano (Keyboards, Gitarre, Gesang), Danny Miranda (Bass, Gesang) und Jules Radino (Schlagzeug).
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Die Vielschichtigkeit der zehn Titel des Debüts dokumentiert sich im schleppenden ‘I’m On The Lamb But I Ain’t No Sheep’, einer Frühversion des später wesentlich schwungvoller eingespielten ‘The Red & The Black’. Hinzu kommen psychedelisch angehauchte Nummern wie ‘She’s As Beautiful As A Foot’ (was für ein Songtitel!) oder ‘Screams’, die eindeutig noch in der Frühphase der Bandhistorie verwurzelt sind. Das im Original knapp 3 1/2 minütige ‘Then Came The Last Days Of May’ wächst an dieser Stelle zu einem zehnminütigen Songmonster mit ausgiebigen Gitarrensoli an, ist quasi als eine Blaupause für das später veröffentlichte, stilistisch ähnlich angelegte ‘Astronomy’ zu sehen. Zu guter Letzt gerät ‘Before The Kiss, A Redcap’ zum einem flotten Rock & Roll Shuffle, während ‘Redeemed’ Westcoast Flair mit mehrstimmigen Vokalharmonien erkennen lässt.
Eine durchaus originelle Umsetzung des Debüts mit dem ikonischen Logo und der ‘out-of-space’ Optik aus der sogenannten ‘Black-And-White’ Phase (bezogen auf das schwarz-weiße Artwork der ersten drei Alben). Zwar musikalisch ein tiefer Griff in die hart rockende Mottenkiste, die aber dennoch mit einer aktuelleren Umsetzung und spielerischer Leidenschaft überzeugt. Und gute Nachricht zum Schluss: angeblich soll im Herbst dieses Jahr mit “The Symbol Remains” endlich wieder ein neues Studioalbum als Nachfolger des 2001er “Curse Of The Hidden Mirror” folgen.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Konzertbericht Köln, 2017
Wikipedia
Abbildungen: Blue Öyster Cult / Frontiers Music