(51:48, Vinyl, CD, Digital, Season of Mist, 2020)
Portugal ist vermutlich nicht das Land, was einem zuerst einfällt, wenn man über Black Metal nachdenkt. Ein Grund mehr, diese Band mal anzutesten, deren Debüt 2018 schon recht positive Kritiken einfahren konnte und natürlich abhängig davon, dass man als Betreuter Progger grundsätzlich offen für diese Art Musik ist. Gaerea machen zwar keinen puren (Old School) Black Metal – dafür klingt die Produktion zu gut und die Musiker beherrschen mehr als zwei Akkorde. Doch sie finden sich trotzdem größtenteils darin wieder, was Gesang, Rhythmik und lyrische Thematik angeht.
Das neue Werk der fünfköpfigen Band heißt zwar ‘Limbo’, hat aber wie vermutet mit dem Tanz herzlich wenig gemeinsam. Im opulenten, elfminütigen Opener ‘To Ain’ spielen die Portugiesen bemerkenswert mit einer Laut-/Leise-Dynamik, sowie einzelnen ruhigen Post Rock-Einflüssen, die im Albumkontext immer mal wieder auftauchen und für Abwechslung sorgen. Auffällig oft erinnert die Musik mit dem anklagenden, verzweifelten Gesang (z.B. bei ‘Null’) und der düsteren Melancholie und den darauf aufgebauten Melodiebögen an gutartige Black Metal-Bands aus Island, wie z.B. Misþyrming oder Zhrine.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Auch die polnische Band Mgla wird oft als Vergleich herangezogen. Hier drängt sich jedoch die Vermutung auf, dass dies eher an dem Mummenschanz liegt, der sich in der Black Metal-Szene mittlerweile bei vielen Bands etabliert hat und dem auch Gaerea verfallen sind, da sie sich namentlich nicht nennen wollen und auf Promofotos gern mysteriöse Masken tragen. Es ist nachvollziehbar, wenn man Personalien zu einer Band außen vor lassen möchte und stattdessen nur die Musik wirken lassen will. Man kann die Ernsthaftigkeit aber auch hinterfragen, wenn immer häufiger Bands auftauchen, die eine Maskerade in mysteriösesten Formen zu Marketingzwecken missbrauchen. Aber diese Randnotiz soll auf keinen Fall weder auf Mgla noch auf Gaerea bezogen werden, sondern soll einfach nur mal genannt sein.
Der musikalische Vergleich zu Mgla ist sicher auch gegeben, besonders beim letzten 13-minütigen, anspruchsvollen, proggigen ‘Mare’, aber nur in Ansätzen. Gaerea sind an vielen Stellen dynamischer, weniger hypnotisch und mehr songorientiert als die Polen.
Gaerea liefern mit ihrem zweiten Album “Limbo” ein kurzweiliges, atmosphärisches Stück Black Metal ab, das eher an Island als an Portugal erinnert. Aufgrund der ideenreichen und anspruchsvollen Arrangements könnte die Band durchaus auch für den einen oder anderen Progger von Interesse sein.
Bewertung: 10/15 Punkten (MBü 10, KR 11)
Surftipps zu Gaerea :
Facebook
Twitter
Bandcamp
Spotify
Instagram