Tschaika 21/16 – Tante Crystal uff Crack am Reck

Tschaika 21/16 - Tante Crystal uff Crack am Reck (Noisolution, 2016)
Abbildung: Tschaika 21/16

(53:48, LP / CD / Digital, Noisolution, 2016)
Der Albumtitel lässt es schon vermuten, dass Tschaika 21/16 beim Schreiben und Aufnehmen viel Spaß hatten. Und diese Freude überträgt sich auch direkt auf die Zuhörenden, denn diese Veröffentlichung ist vor allem eines: verrückt.

Tschaika 21/16 sind auch keine Unbekannten. Das Duo besteht aus Gitarrist Tim (Rotor) und Schlagzeuger Onkel (Ohrbooten). Als ständiger Gast ist auch Trompeter Sören mit von der Partie. In dieser Aufstellung durchpflügen Tschaika 21/16 seit 2013 die Clubszene in und um Berlin und sind auch auf Festivals schon lange keine seltenenen Gäste mehr.

Tschaika 21/16 räumen erfolgreich mit dem Gerücht auf, instrumentale Musik könne nicht lustig sein (Sprachsamples und einzelne Zeilen von Sören seien hier mal außen vor). Die ruckartigen Themen- und Taktwechsel sorgen immer wieder zum Schmunzeln. So schneidet die Band beispielsweise im Lied ‘Quadratur vom Fotz’ in weniger als einem Wimpernschlag von fuzzlastigem Stoner Rock à la Rotor in einen schunkelig-jazzigen Dreivierteltakt mit karibisch anmutender Trompetenuntermalung.

Als Bindeglied zwischen den verrückten Nummern werden Aufnahmen von einer aufregenden und mit Hindernissen versehenen Reise durch Berlin eingespielt. Wer sich schon einmal im Netz der BVG verfahren hat, wird sich hier selbst wiedererkennen. Und somit wird das Album zum Soundtrack einer verwirrten, leicht verschobenen und insgesamt sehr amüsanten Irrfahrt durch die Bundeshauptstadt.

Musikalisch bewegt sich “Tante Crystal uff Crack am Reck” sehr frei zwischen Stoner Rock, Noise und Freakshow. Tims Gitarrenspiel lässt vielerlei Vergleiche zu Rotor zu. Allerdings sind die Breaks viel brachialer und unerwarteter als bei seiner Erstband. Das Schlagzeug von Onkel trägt dem wilden Wechselspiel hörbar zu. Mit unheimlich viel Zwischenspielen und gekonnt versetzten Schlägen erzeugt er eine hektische und zugleich treibende Dynamik. Oft werden die Ohren davon so eingenommen, dass die Taktwechsel kaum wahrgenommen werden.

Und auch der Dauergast Sören trägt seinen erheblichen Teil zum Klangbild ein. Mal zur Untermalung von Tims massiver Gitarrenwand und mal als leichtfüßiges Vordergrundinstrument beansprucht die Trompete ihren festen Platz im krachigen Sound von Tschaika 21/16.

“Tante Crystal uff Crack am Reck” ist ein knallbuntes, witziges und interessantes Album. Stoner-Rock-Fans werden hier zweifelsohne ihre Freude haben und auch Freakshow- sowie Noise-Liebhabende können hier nichts verkehrt machen.
Bewertung: 12/15 Punkten (RG 12, KR 11)

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