Hayk Ersemerci – s/t

(c) Hayk Ersemerci (5.5.2020)(17:32, WAV, Eigenveröffentlichung, 2020)
Hayk Ersemercis Intention mit dieser 5-Track Veröffentlichung war, ein Gitarren-Album im Stile der Achtziger zu schaffen, wie sie damals zahlreich vor allem bei Shrapnel Records erschienen.  Schon das Cover (VisualLab) ist eine Reminiszenz an das Layout und die Farbwahl der zahlreichen Album-Artworks aus dieser Zeit (Vinnie Moore “Minds Eye”, Racer X “Second Heat”, u.v.m.). Doch mit diesen Äußerlichkeiten ist es nicht getan . tatsächlich ist auch die Musik selbst ganz auf diese Blütezeit der Gitarren-Alben ausgerichtet.

Epische Keyboards verbreitern das Akustik-Spektrum zu Kathedralen, während melodiöse Riffs dem Ganzen den für Mike Varney typischen Anstrich geben. Wenn Ersemerci zum ersten Solo ansetzt, dann gibt es keinen Zweifel mehr: der Mann hat es drauf. Er ist nicht nur technisch äußerst brillant, er versteht es auch hervorragend, sein Gitarrenspiel in Szene zu setzen. Die Soli sind nie zu lang oder zu dominant. Auch wenn es bei dem Instrumental-Album keine klassischen Songstrukturen gibt, nimmt das eigentliche Solo nicht den Hauptteil des Songs ein, sondern ist wie vieles andere nur eine zusätzliche “Note” im Gesamtbild.

Song Nummer zwei ‘Rekall’ ist ein gutes Beispiel für diese Ausgewogenheit. Der Outro-Teil ab Minute zwei ist traumhaft. Davon hätte man sich auf dem Album noch viel mehr gewünscht. Es sind die Momente, wo es mal nicht Double-Bass-Drum-Attacken hagelt, sondern der Song (und mit ihm auch der Zuhörer) anfängt zu atmen.

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Bei dem sphärisch filigranen ‘Zuul’ kommt dann die ganze Klasse von Ersemerci zum Vorschein. Er versteht es nämlich auch wunderbar, mal ein Riff kraftvoll durchzupeitschen und gleichzeitig sein Gespür für Melodien aufzuzeigen. Dieser Song hätte mit Sicherheit so auch auf einer Mike Varney-Veröffentlichung erscheinen können.

Persönlicher Favorit dieses Albums ist – mit Abstand – ‘The Gold Room’, und mit 4:21 auch der längste Song auf diesem sehr kurzweiligen Album. Hier prallen die Gegensätze zwischen balladeskem Intro und Blastbeat-Hauptteil so wunderbar aufeinander, dass man dann zum getragenen Outro ganz verzückt und Hände reibend vor den Speakern sitzt. Die zweistimmigen Soli im Song erinnern phasenweise an “Cacophony” von Marty Friedman und Jason Becker aus dem Jahre 1987. Interessanterweise ist ‘The Gold Room’ auch der einzige Song, zu dem es auf Ersemercis YouTube-Channel kein Playthrough gibt.

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Zum Abschluss serviert uns Ersemerci dann noch das fulminante ‘Soul Glo’ (Siehe auch das Playthrough auf YouTube), welches erneut deutlich die Intention Ersemercis widerspiegelt, den Spirit der 80er wieder aufleben zu lassen. Dazu gehören natürlich Dive Bombs, Tapping und Harmonic-Minor-Skalen, die man heute zumindest in dieser Form nicht mehr so geballt wahrnimmt.

Das Album ist eine runde Sache. Ersemerci ist ein begnadeter Gitarrist, der es versteht, nicht in endloses Gegniedel abzudriften, sondern seine Soli songdienlich platziert und sich auch nicht für eine sattes Riff zu schade ist. Diese EP, die quasi in seinem Schlafzimmer entstanden ist (bedroom production), ist eine vielversprechende Visitenkarte, die Hayk Ersemerci sicherlich noch die eine oder andere Tür öffnen wird.
Bewertung: 11/15 Punkten (GI 11, KR 11)

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