(17:50, CD, Eigenveröffentlichung/Addicted/No Name, 2013)
Obskur, obskurer, obskuBär! Da räumt der schriftführende Betreuer endlich mal das Soundbüro auf, das allein schon wirft einige Fragen auf (Woher kam nun solche Wendung? Warum erst jetzt? Wo wird das alles noch enden?). Und wird prompt vor Rätsel aus Brehms Progtierleben gestellt. Im aufgrund seiner Höhe sanft schwankenden “wollte keiner der Redakteure haben, ist aber einfach zu stark, um komplett unterzugehen”-Stapel steckte auch ein zwar bildhübscher, aber problembehafteter Bär. Inwiefern problematisch? Naja, es gab hier mal keinen der Promotion, aber auch der Aufklärung dienenden Waschzettel dazu. Das Cover – dieser bärige Mix aus Osterinsel und Stonehenge – verzeichnet weder den Namen der Band noch den von Label oder Vertrieb. Und schließlich gibt auch die Internet-Recherche nicht allzu viel her – jedenfalls nicht, wenn man vom wie so oft mit falschen Infos prunkendem Spotify auf den Holzweg gesetzt wird, die Band hieße IWKC ( I Will Kill Chita). Das ist aber nur teilweise richtig. Um es noch etwas komplizierter zu machen: Besagte IWKC teilen sich mit unserer gesuchten Band nicht nur den Großteil der Besetzung, sondern haben auch ein Album veröffentlicht, das im Namen an unser Gesuchtes erinnert: Evil Bear Boris. So – also EBB – heißt nun also auch die Moskauer Band, welche die gleichfalls irreführend in deutscher Zunge betitelte EP “Das ist Boris” unter Volk und Betreuer gebracht haben. Uns erreicht hatte sie dann stark vermutlich über das so rührige wie geschmackssichere, aber auch ein wenig rätselhafte russische Label No Name/Addicted.
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Die Bären-Vorstellung geschah in folgendem Line-up:
Nikita Samarin – Drums
Andrew Silin – Keyboards
Nick Samarin – Bass
Artem Litvakovsky – Cello
Denis Smirnov – French Horn
Medved Boris – Keyboards, Chainsaw
Alexander Soloviev – Harmonica
Ksenia Pluzhnikova – Violin
Ramil Mulikov – Trombone
Viktor Tikhonov (vgl. u.a. Detieti, Kshettra ) – Voice.
Plus Choir:
Vera Nikeshitchieva
Irina Lezzhova
Olga Pozdnyakova
Maria Ezhova
Natalia Andreeva.
Was die Wolgabären da auf putzig-pelzige Beine gestellt haben, nennen sie selbst u.a. BearCore oder SymphoPunk. Der eröffnende ‘Fight Club’ erinnert in seiner Kombi aus einer geilen Blues-Harp und nach vollem Orchester klingenden Bläser- und Streicher-Arrangements fast ein wenig an die altehrwürdige Siegel-Schwall Band!
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Das titelstiftende ‘Evil Bear Boris’ vereinigt ebenfalls bluesrockige Harmonik mit symphonischen Sounds – doch auch in warmem Analogsound solierende Synthesizer und analog-menschliches Gebrüll wie bei einer Kosaken-Attacke werden in die Mischung gegeben. Das schönste und geheimnisvollste Stück ist ‘Geheimnisse Des Dritten Reiches’, das wie der Finntroll-Soundtrack zu einem apokalyptischen Filmstreifen wirkt. Faszinierend.
Bewertung: 12/15 Punkten
PS: Es lohnt sich, statt auf der Bärenhaut von dieser Recherche-intensiven Rezension auszuruhen, Boris’ deutlicher Fährte noch ein wenig zu folgen. Denn dann gäbe es beispielsweise noch dieses fetzige Live-Album zu entdecken, das dem gleichen Jahr wie “Boris” entstammt. Erst zwei Jahre alt ist das gleichfalls phantastische Opus “Hladikarna”, auch wenn das technisch gesehen schon von der “Nachfolgeorganisation” IWKC stammt. Siehe oben.
Surftipps zu Evil Bear Boris:
Soundcloud
Spotify
last.fm
Abbildungen: EBB / IWKC