Earthset – L’Uomo Meccanico

Earthset - L'Uomo Meccanico (Dischi Bervisti, 31.1.20)
Abbildung: Earthset / Artwork: Simone Tacconelli

(45:07, CD, Digital, Dischi Bervisti/Koe Records, 2020)
Im Jahr 1921 erschien unter Regie und Drehbuchführung von André Deed der Stummfilm “L’Uomo Meccanico” (italienisch: “Der mechanische Mensch” oder “Der Maschinenmensch”). Die französisch-italienische Koproduktion ist seither gleichzeitig Legende sowie auch Mysterium im Bereich der des Science-Fiction-Genres. Zum einen handelt es sich nämlich über die erste bekannte Verfilmung eines bewaffneten Konflikts zwischen Robotern. Des Weiteren ging eine nicht unerhebliche Menge des Filmmaterials verloren und ist bis heute unauffindbar. Eine restaurierte Fassung der verbleibenden Filmrollen kann auf YouTube angesehen werden. Jedoch sind von den ursprünglichen 60 Minuten nur noch weniger als die Hälfte vorhanden.

Eine neuere Restaurierung der Cineteca di Bologna ermöglichte es, eine 43-minütige Fassung des ersten Sci-Fi-Films der italienischen Geschichte wiederherzustellen. Und genau diese Version dient als Grundlage des dritten Albums der bolognesischen Band Earthset. Ende des Jahres 2019 kam es zur Uraufführung des neuen Soundtracks zum Film, bei welchem die Band live performte, während im Hintergrund die Fragmente des Films auf der Leinwand gezeigt wurden.

Earthset, stark verwurzelt im Alternative Rock, geben sich auf ihrer dritten Veröffentlichung äußerst experimentell. Neben Einflüssen aus Post Rock und Ambient lassen die vier Bolognese vor allem viel Noise in die acht Titel des Albums einfließen. Darüberhinaus wird im Gegensatz zu den vorherigen Veröffentlichungen gänzlich auf Text und Gesang verzichtet. So entsteht eine kalte und mechanische Atmosphäre aus harscher Rockmusik und einer Unmenge schiefer Zwischentöne sowie eingeflößter Störgeräusche.

Abbildung: Earthset

Auch ohne den Film im Hintergrund erschafft das Album “L’Uomo Meccanico” eine dystopische Steampunk Atmosphäre, in der sich Maschine und Menschheit einen erbitterten Machtkampf leisten. So könnte das Album auch problemlos neuere und bekanntere Filme wie “Bladerunner” oder sogar “I, Robot” untermalen.

Betrachtet man die Musik isoliert, lässt sich eine gewisse Nähe zu den düstersten Phasen des Grunge Rock erkennen. Es wirkt etwas, als hätten sich die Melvins zu ihrer “Crybaby” Episode mit den frühen Einstürzenden Neubauten oder Bauhaus gepaart. Musik zum Entspannen ist “L’Uomo Meccanico” freilich nicht. Stattdessen wird auf dem Konzeptalbum/Soundtrack eine gleichermaßen dystopische aber auch nicht hoffnungslose Zukunftsvision wiedererweckt. Für Sci-Fi-Fans und Noise-Liebhabende ein wirklich guter Tipp: experimentell, atmosphärisch und hypnotisierend.
Bewertung: 10/15 Punkten (RG 10, KR 11)

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