Rob Tognoni – Catfish Cake

Abbildung: Rob Tognoni / MiG Music

(42:02, CD / Digital, MiG-Music/Indigo, 2020)
Rob Tognoni, der tasmanische Teufel meldet sich aus der Blues-Küche. “Catfish Cake” ist das 25. Album des australischen Künstlers. Und diesmal hat er sich ein ganz besonderes Rezept ausgedacht, um die Gaumen und Gehörgänge zu erquicken.

Der Name “Catfish” steht für das Mississippi Delta –  also für die Wiege der Bluesmusik. Daher braucht es für einen solchen “Catfish Cake” ganz besondere Zutaten sowie viel Gefühl bei der Zubereitung. Abseits der geheimen Ingredienzien hat Tognoni folgendes in seinen Kuchen gemischt: Liebe, etwas Humor der ganz besonderen Art, Rebellion, Anstand, Ethik und Moral.

Es soll ein ganz besonderer Gruß aus der Küche sein, der hier aufgetischt wird. Keinen normalen Blues, sondern etwas Unerwartetes verspricht dieses Album zu sein.

Der erste oberflächliche Eindruck lautet: das ist eindeutig knackiger Blues Rock! Rob Tognoni gibt ordentlich Gas und lässt dabei nicht wenig Dampf ab. Zwischen funky Licks, volltönender Bluesresonanz und aktivierender Rock’n’Roll Attitüde schmeckt der “Catfish Cake” auf den ersten Bissen vor allem nach Freiheit, Lebensfreude und der Sehnsucht das eine oder andere Tanzbein zu schwingen. Und auch Gefühle werden nicht gerade klein geschrieben, wie nicht zuletzt die Country-Ballade ‘She waited’ unter Beweis stellt.

Aber es lohnt sich, noch einmal auf die Liste der Zutaten zu blicken. Da steht also Humor. Und ja, Humor hat Rob Tognoni reichlihc. Nicht nur seine Texte strotzen vor Sarkasmus und Ironie. Auch die Art, wie er den Blues spielt, ist gleichermaßen liebevoll wie auch selbstironisch, als würde er mit einem Augenzwinkern zwischen die Zeilen schreiben, “Ja, wir spielen wirklich immer noch diese Muster – und wir finden es gut”.

Dann ist da die Liebe. Die Zuneigung gilt auf “Catfish Cake” nicht allein der Rockmusik. Rob lässt Blues, Rock’n Roll, Country, Americana, Folk Rock und Funk in seine Songs einfließen und verbeugt sich damit vor den wichtigsten Kapiteln der amerikanischen Musikgeschichte. Es ist die Liebe zur Musik und zur Freiheit im sogenannten “Land of the Free”.

Und damit passt direkt der Übergang zur Rebellion, denn was man liebt, möchte man nicht verlieren oder gar sich wegnehmen lassen. Deshalb teilt Tognoni in seinen Texten auch gehörig gegen solche aus, die die erkämpfte Freiheit gefährden oder zu ihren Gunsten missbrauchen wollen. Verschwörungstheoretiker kriegen in ‘Conspiracy Deep State’ ihr Fett weg und der Titel ‘Fat Orange Man’ ist dem bekanntesten Twitter-Nutzer gewidmet.

Ist “Catfish Cake” also wirklich mehr als nur ein weiteres Blues Album? Die Antwort lässt sich nicht in einem Wort zusammenfassen:
Rob Tognonis 25. Streich, der auf MiG Music erscheint, ist eine Veröffentlichung, die aktiv auf den Staub hinweist, den die Blues-Rock-Szene nur ungern abschüttelt. Mit Selbstironie, genreübergreifenden Ausflügen, vielen Ehrerbietungen und bissigem Witz nimmt sich der Blues-Rocker selbst auf die Schippe. Die Form der Präsentation ist allerdings auch kein Quantensprung; von Progressive Blues zu sprechen, wäre also auch falsch.

“Catfish Cake” ist ein bitter-zynisches Schauspiel für Fans von Blues- und Rockmusik, die sich zum einen selber nicht zu ernst nehmen und darüberhinaus vom progressiven Beuteschema nicht abgeschreckt werden. Das Album ist ein solides musikalisches Werk, dessen unbequemer aber reflektierter Humor an Shows von Louis CK erinnert.
Bewertung: 9/15 Punkten (RG)

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