Ciolkowska – Psychedelia

Ciolkowska - Psychedelia (15.o5.2020)
Abbildung: Ciolkowska / No Name Records

(33:01, CD / Digital, [addicted label] / No Name Records, 2020)
Mit ihrem bisher achten Album tauchen Ciolkowska zum zweiten Mal bei Betreutes Proggen auf. Die letzte Veröffentlichung “Avtomat Proshlogo” erhielt eine solide, gute Bewertung auf dieser Seite.

Der Name der Band schreibt sich im kyrillischen Alphabet Циолковская (auf deutsch “Ziolkowskaja” ausgesprochen). Der Titel des neuen Album “Психоделия” (gesprochen “Psychodelia”) wird auf dem westlichen Markt zu “Psychedelia” geändert.

Auf dem Moskauer [addicted label] erscheint das neueste Werk als CD mit sieben Stücken auf knapp über einer halben Stunde. Darauf präsentieren die vier Kosmonaut*Innen aus Sankt Petersburg ihre Musik, die als ein Hybrid aus Space Rock, Post Punk und Psychedelic Rock verstanden werden kann. Als vierte Komponente sind musikalische Einflüsse erkannbar, die dem westlich geprägten Ohr wohl eher fremd vorkommen mögen.

Die Klangwelt auf “Psychedelia” basiert auf experimentellem Space Rock mit psychedelischer Ausrichtung. Wer die Sankt Petersburger Band Слово Мира (“Slovo Mira”, deutsch: Wort des Friedens) kennt, wird eine grobe Vorstellung haben. Anders als westeuropäischer Space Rock sind die Bewegungen des Schlagzeugs weniger fließend oder rollend. Stattdessen setzt Drummer David Aaronson auf klare Kanten im Rhythmus, die er mit virtuosen Übergängen füllt. Über diesen markanten Rhythmen staffeln sich zunächst die tonalen Ebenen von Alexandr Monahs funkigem Bass und Alesya Izlesas vielseitig eingesetzter Ukulele. Mittels vieler Effekte schafft Izlesa es, einen Synthesizer obsolet zu machen. Für den düsteren Post Punk Effekt sorgt nicht zuletzt Sänger und Gitarrist Yegor Svysokihgor.

Das Element Post Punk zieht seine düsteren Bahnen durch das Album. Bands mit vergleichbarem Klang wären Human Tetris, Kutna Hora oder She Past Away. Süße Melancholie vermischt sich mit inbrünstiger Sehnsucht, wenn Ciolkowska ihre Reise in den finsteren Kosmos antreten. Zudem haben die Lieder auf “Psychedelia” eine unbeschreibliche Stimmung inne, die unweigerlich dem slawisch-osteuropäischen Raum zuzuordnen ist – und gemeint sind nicht russischen Liedtexte, sondern Harmonien und Melodien.

Abbildung: Ciolkowska

Ciolkowskas achtes Album mag vielen Hörenden westlicher Sozialisation zunächst nicht ganz leicht in die Windungen der Ohren gleiten. Klangwelt und Ausdrucksform sind ungewohnt und erscheinen sperrig. Ist die transkulturelle Barriere erst überwunden, lässt es sich wundervoll in die düster-bunte Musiklandschaft des Petersburger Kosmos Quartetts eintauchen. “Psychedelia” strotzt vor melancholischer Schönheit und ist ein außerordentliches Beispiel experimentellen Space Rocks.
Bewertung: 13/15 Punkten (RG 13, KR 11)

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