(48:03, Digital, A&O Records, 2020)
Es ist mittlerweile fünf Jahre her, dass sich in Berlin vier junge Männer zusammentaten, um eine Rockband zu gründen. Tyler Was Here ward geboren. Es dauerte allerdings eben jene fünf Jahre, um das Debütalbum, schlicht “Tyler Was Here” betitelt, auf den Markt zu bringen. Ein lange Zeit, allerdings können die Jungs von sich behaupten, alles selbst erledigt zu haben. Mix, Produktion, Videos – alles entstand in Eigenregie und wir alle wissen: Gut Ding will Weile haben. Dem war hier offenbar so.
Nun liegt also das Debütalbum vor. 12 Songs, 48 Minuten. Tatsächlich gruppieren sich alle Songs recht starr um die 4-Minuten Marke. Ausreißer nach oben oder unten gibt es nicht. Musikalische Anleihen sieht die Band in der Musik von Alter Bridge, King’s X, Biffy Clyro, The Intersphere oder auch Audioslave. Große Namen, zweifellos.
Nun, das Schöne ist: Die Band klingt sehr eigenständig. Natürlich erfinden die Berliner die Rockmusik nicht neu, keine Frage. Gleichwohl kredenzen die Jungspunde auf ihren 12 Songs ein sehr abwechslungsreiches Menü, das zwar wenig mit Progressive Rock zu tun hat, aber dann doch wieder vertrackt genug und teils frickelig arrangiert ist, und auch wegen dieser Eigenschaften haben Tyler Was Here den Weg auf diese Seite gefunden.
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Auf ihrem Debütalbum legen die Berliner auf ihren ersten drei Songs selbstbewusst los, ziehen das Tempo vom Opener ‘Jack’s Wasted Life’ bis zu ‘A Lie’, dem dritten Song, hoch und höher. Dabei schlagen sie allerdings direkt mehrere Haken und beeindrucken durchaus durch abwechslungsreiches Songwriting. Erst mit ‘One Too Many Scar’ im Anschluss gönnt uns die Band eine erste Verschnaufpause und tritt sachte auf die Bremse. Regelrecht eingängig präsentiert sich der melodische Rocksong, der von den Narben, die sich Menschen im Laufe einer nicht einfachen Beziehung zugefügt haben, die durch immer wieder nicht gehaltene Versprechen entstanden sind, erzählt.
Auch wenn ‘Men In White Coats’ wieder eine Schüppe drauflegt – das Album tendiert im weiteren Albumverlauf mehr wieder in Richtung clever arrangierter melodiöser Rocksongs. Und mit ‘Blurry Mind’, einem ansprechenden Song über das Älterwerden und das Leben mit der Diagnose Alzheimer, findet sich ein solcher Vertreter dann auch direkt im Anschluss zur Albummitte. Dieser Song markiert dann auch den Auftakt der stärksten Albumphase. Denn mit ‘Let Go’ folgt ein starker Track, der anfangs noch recht geradeaus vorprescht, um im weiteren Verlauf die eine oder andere Richtung einzuschlagen. Der Song ist aber nur die Einstimmung auf das eindeutige Albumhighlight: auf ‘The Giant’ passt schlichtweg einfach alles. Hier reihen Tyler Was Here Melodie an Melodie und sorgen mit einem betörend schönen Refrain für Gänsehaut. Großes Tennis.
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Mit ‘My Favorite Song’ eröffnen Tyler Was Here das letzte Albumdrittel. Und präsentieren eine melancholische Ballade, eine Liebeserklärung an Roadtrips im Sommer mit Freunden. Vergleichsweise einfach gestrickt, aber keineswegs schlecht. Und auch bei den restlichen drei Songs ‘Save Yourself’, ‘Out Of Time’ und schließlich ‘Know Your Name’ findet sich kein schlechter Song geschweige denn Lückenfüller. ‘Save Yourself’ beeindruckt durch den groovenden Bass, der die Strophen fast ganz allein trägt, ‘Out Of Time’ kommt fast locker flockig daher, strahlt eine gewisse Fröhlichkeit aus. Und das stampfende ‘Know Your Name’ schließt den Songreigen letztlich fein ab.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Abbildungen: Tyler Was Here / A&O Records