(39:58, CD, digital, Progressive Promotion Records, 2020)
Wenn gilt “Auch ein nackter Rücken kann entzücken“, dann ist die Freude angesichts des Frontcovers der neuen CD der deutschen Formation Polis sicherlich groß. Ob dies auch angesichts der Musik der Fall ist, muss sich zeigen. Die Erwartungen an dieses Album sind jedenfalls sehr hoch, und da sind sie selbst schuld! Es war anno 2019, als noch Festivals stattfanden. Auf dem Art Rock Festival in Reichenbach wurde ein Festivaltag mit der Band Polis eröffnet. Keiner aus unserer Gruppe kannte sie – so gab es auch keinerlei Erwartungshaltung. Man war früh genug da, tummelte sich zunächst noch im Vorraum, doch da hörte man recht interessante Klänge aus dem Saal, und so sicherte man sich schnell einen Sitzplatz und genoss das Dargebotene, was sich als herrlich Siebziger-Retro-Veranstaltung mit gelegentlich leicht entrückten Darbietungen herausstellte. Und so waren Polis für uns die heimlichen Gewinner des Festivals oder zumindest eine der großen Überraschungen.
Und damit wieder zurück zur Erwartung an das aktuelle Album: das muss was Großes werden, so die allgemeinen Vorstellungen. Inzwischen ist einiges an Zeit verstrichen, doch jetzt ist es so weit: mit „Weltklang“ liegt das dritte Album der Band nun vor. Ihren eigenen Anspruch stellen sie im Booklet (in Ausschnitten) so vor: „Dieses Album stellt einen weiteren Versuch dar, das Gewand dieses allzu modischen, kleinen Zeitalters abzulegen und die Saat eines größeren in die Herzen seiner Hörer zu säen“.
Das Album enthält acht Songs, allesamt mit deutschen Texten. Die Retro-Ausrichtung wird auch durch die Spielzeit unterstützt, denn es scheitert denkbar knapp an der 40-Minuten Marke.
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Der Wiedererkennungswert ist ausgesprochen gering, denn die Musiker sind lediglich wie oben schon beschrieben auf dem Cover abgebildet, doch überraschenderweise haben wir die Jungs nur von vorne gesehen. Doch es sieht so aus, dass die Besetzung, die ihre Musik in Reichenbach vorstellte, auch die ist, die dieses Album einspielte, nämlich:
Christian Roscher – Gesang
Christoph Kästner – Gitarre / Satzgesang
Marius Leicht – Tasteninstrumente / Satzgesang
Andreas Sittig – Bassgitarre / Satzgesang
Sascha Bormann – Schlagzeug.
Musikalisch tief in den Siebzigern verwurzelt, machen Polis in erfreulich erfrischender Weise ihr eigenes Ding mit deutschen Texten und einer Mischung aus Krautrock, Symphonic Prog, Deutschrock (ein bisschen Richtung Novalis), Psychedelic und 70er Heavy Rock. Dabei drängt sich nichts übermäßig in den Vordergrund, sondern die Stärke ist das flüssige Zusammenspiel aller Musiker.
Die Songtitel lauten ‚Tropfen‘, ‚Gedanken‘, ‚Leben‘, ‚Abendlied‘, ‚Sehnsucht‘, ‚Gebet‘, ‚Steig herab‘ und ‚Mantra‘ – kurz und griffig. War am Anfang noch ‚Leben‘ der Lieblingstitel, so ist es Wochen später ein anderer Song, denn das Album wächst mit der Zeit, ein weiterer nachhaltiger Pluspunkt also. Ein sehr feines Album aus deutschen Landen, das eine dringende Empfehlung wert ist!
Bewertung: 12/15 Punkten (WE 13, JM 12, KS 11)
Surftipps zu Polis:
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Abbildungen: Polis, Progressive Promotion Records