Catapulco – Pulpo

Catapulco - Pulpo (Longplay-Debüt, 02/2020)(34:49, Digital, LP, Eigenproduktion/Bandcamp, 2020)

Lockdown-Quiz: Was klingt wie ein Jam von Mitgliedern von Birth Control, Epitaph und Wishbone Ash – jeweils in ihrer Hochzeit? Nun?

Gar nicht schlecht, aber wir meinten die Kölner Kapelle Catapulco. War die unbetitelte Debüt-EP von 2017 hierorts schon eingeschlagen wie ein Meteorit, so lässt die bereits im Februar diesen Jahres erschienene erste Langspielplatte endgültig kein Auge trocken.

Das tut die LP, obwohl sie es mit einer guten halben Stunde Laufzeit mit dem “lang” nicht so schrecklich wörtlich nimmt. Dafür aber mit dem eigenen nochmals gesteigerten Qualitätsanspruch an Komposition und Interpretation. Vor allem aber sind Catapulco in den vergangenen drei Jahren ohrenscheinlich nochmals versierter und vielseitiger geworden.

So hätte man uns den köstliche 18 Minuten währenden Aufmacher ‘Sina’ ohne weiteres als Original-Ausgrabung aus den frühen Siebzigern auf – beispielsweise – dem Garden of Delights-Label verkaufen können. Der hier gebotene Kraut Prog nimmt sich Zeit um all sein Garn zu ent-wickeln, wird dabei aber nie auch nur ansatzweise langatmig. Wegen der vielteiligen Struktur mit ihrem Rahmen aus Meeresrauschen und einem schönen Akustikgitarrenlick, den prächtig anhaftenden Melodien, den prägnanten parallel gespielten Gitarrenparts (W. Ash und Humble Pie, ick hör Euch trapsen), wegen quirligen Soli sowie einem geradezu hymnischen Refrain – nicht zu vergessen die sagenhafte Gast-Sirene (Ola Chmiel; Backing vocals: Ola und Sophie Voigt). Kurz bevor wir der komplett verfallen und alle zu Sinesen werden, ist es dann doch vorbei…

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(Video: Till Dawn)

Das Einzige, was diesen Kummer überlebbar machen kann … ist natürlich die Erkenntnis, dass der epische Song noch nicht wirklich zu Ende ist! Denn das sich anschließende nur einminütige Titelstück des Albums ist tatsächlich eine Coda, die wehmütig das Rauschen und die Akustik-Gitarrenfigur noch ein letztes Mal wieder aufnimmt.

Hiernach ist das Opus Magnum dann wirklich vorbei. Der raubeinige, so sehnsüchtige wie kraftvolle Bluesrock von ’22 Type Of Blue’ richtet uns allerdings alsbald wieder auf. Wären die Catapolken nicht noch so relativ junges Gelichter, würde man sie ja verdächtigen, schon mal bei den großartigen (aber fast komplett vergessenen) Mon Dyh oder der Frankfurt City Blues Band seligen Angedenkens gut hingehört zu haben.

Das besonders rhythmisch interessante ‘Coco Messiah’ ruft u.a. durch Mazes starke, irgendwo zwischen Bernd Noske und Andrew Strong angesiedelte Stimme wieder die Birth-Control-Assoziationen auf den Plan. Und wird gefolgt vom einsamen Höhepunkt bereits der EP: ‘Bird of Prey Supreme’, doch dazu siehe dort.

Diese Musik ist einerseits wie aus der Zeit gefallen. Und zählt andererseits spontan zum Leckersten, was uns dieses Jahr bislang auf den Teller gekommen ist. Pulp(o) Fiction: Purer Kult!
Bewertung: 13/15 Punkten

Besetzung:
Maze Voigt – Vocals
Jan Elson – Lead and Rhythm Guitars
Till Skoruppa – Lead and Rhythm Guitars
Florian Bergmann – Organ
Lars Kaufmann – Bass Guitar
Steve Iceberg – Drums, Artwork

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Alle Abbildungen: Catapulco, mit freundlicher Genehmigung
Album Artwork: Steve Iceberg