Wheel, Van Holzen, 15.02.20, Köln, Club Volta
Wheel sind eine relativ junge Progressive Metal Band aus der finnischen Hauptstadt Helsinki. Obwohl schon im Jahre 2015 gegründet, sollte es zwei EPs und vier Jahre dauern, bis die Gruppe ihr viel gefeiertes Debütalbum “Moving Backwards” veröffentlichte. Seitdem ist die Band aus dem hohen Norden in der Prog-Welt in aller Munde. So wurden sie im Rahmen der Prog Awards 2019 in der Kategorie Limelight nominiert. Und auch von den Live-Bühnen der Republik sind sie nicht mehr wegzudenken. Schaut man sich die Stadt Köln an, so hatten Wheel im Jahre 2019 alleine drei Auftritte in der Rheinmetropole: einen im Vorprogramm von Soen, einen zweiten als Opener von Katatonia sowie einen dritten im Rahmen des Euroblast Festivals. Trotz oft suboptimalen klanglichen Voraussetzungen (vgl. Konzertbericht: 21.03.19, Köln, Helios 37), haben Wheel es so geschafft, eine Duftmarke zu hinterlassen und sich in die Herzen vieler neuer Fans zu spielen.
In diesem Frühjahr folgt also, was kommen musste: die erste Headlinertour Wheels durch Europa. Glücklicherweise findet das Kölner Konzert im Club Volta statt, denn dieser ist nicht nur eine der schönsten Konzertlocations, die Köln derzeit zu bieten hat, sondern auch eine, in der bei meinen bisherigen Besuchen der Sound immer hervorragend war. Natürlich sind die Finnen nicht alleine unterwegs, sondern haben für ihre Deutschland-Gigs die schwäbische Band Van Holzen im Gepäck.
Van Holzen sind kein unbeschriebenes Blatt in der deutschen Rock- und Metalszene, da sie in jungen Jahren nicht nur verschiedene Nachwuchspreise abgesahnt haben, sondern 2016 auch schon einen Slot auf auf dem Southside Festival gewinnen konnten. Seitdem hat das Trio bestehend aus Florian Kiesling (Gitarre & Gesang), Jonas Schramm (Bass & Gesang) und Daniel Kotitschke (Schlagzeug) bereits zwei Langspielplatten veröffentlicht: “Anomalie” im Jahre 2017 sowie “Regen” zwei Jahre später. An diesem Abend bringen die drei Musiker genau jene Energie auf die Bühne, für welche sie durch ihre Platten bekannt sind. Musikalisch bedeutet dies eine Mischung aus Nu-Metal, Indie sowie leichten Stoner Rock-Einflüssen.
Erfreulicherweise paaren die Jungs ihren kraftvollen Crossover mit deutschen Lyrics, denn das gibt es bis heute viel zu selten. In manchen Momenten erinnert mich der Gesang an eine Metal-Version der Sportfreunde Stiller. Es ist ein Vergleich, den ich schnell aus meinen Gedanken verbanne, da mir das, was hier auf der Bühne präsentiert wird, tausend Mal besser gefällt. Es macht Spaß, dieser Band zuzuschauen und zuzuhören, obwohl sie musikalisch nicht hundertprozentig zum Headliner passt. Die Gitarrenriffs gehen bis ins Mark und die Melodien unter die Haut.
Der Applaus, den die Band am Ende ihres Auftritts erntet, bleibt zwar etwas verhalten, doch alles in Allem können die drei Ulmer mit ihrer starken Bühnenpräsenz überzeugen.
Wheel hingegen werden nach einer kurzen Umbaupause schon mit großem Applaus empfangen. Dieser ist weniger ein Vorschusslorbeer, sondern vielmehr die verdiente Ernte, welche die Band nach der Arbeit der letzten Jahre einfahren darf. Die Halle ist mittlerweile gut gefüllt – so gut sogar, dass es die Bandmitglieder kaum glauben mögen. Die Dankbarkeit über die positiven Reaktionen seiner Fans bringt der aus England stammende Frontmann James Lascelles nicht nur immer wieder verbal zum Ausdruck, die Überwältigung durch das Fan-Feedback, das ihnen während des gesamten Auftrittes entgegengebracht wird, ist ihm und seinen Bandkollegen förmlich ins Gesicht geschrieben und drückt sich vor allem auch in deren mitreißender Performance aus.
Auf dem Papier unterscheidet sich der heutige Auftritt der Formation übrigens nicht sehr von jenen vieren, denen ich im vergangenen Jahr beiwohnen durfte. Wheel treten wie immer in schwarzen Kapuzenpullies auf, der Klang der Band erinnert noch immer an die frühen Tool, und auch die Setlist hat sich nicht wirklich verändert sondern nur erweitert: neben ‘Please’ und ‘Pyre’ von der “Devide”-EP und ‘The Path’ von der EP gleichen Namens wird heute die komplette “Moving Backwards” aufgeführt.
Was den heutigen Auftritt allerdings von den vergangenen unterscheidet, dass ist der fast perfekte Klang, den James Lascelles, Aki Virta (Bass), Santeri Saksala (Schlagzeug) und Roni Seppänen (Gitarre) erwischt haben. Positiv auffallend ist heute Abend übrigens auch Neuzugang Roni Seppänen, der Ende letzten Jahres Saku Mattila an der Gitarre abgelöst hat. Sein Spiel und insbesondere seine Soli sind weitaus gefühlvoller als jene seines Vorgängers und geben den Liedern so einen ganz anderen Tiefgang.
Dass Wheel heute Abend in Höchstform sind, das fällt nicht nur den Publikum des Club Voltas auf, sondern auch gut einem Dutzend der Besucher des benachbarten Carlswerk Victorias. Dort spielt nämlich zeitgleich die kanadische Post-Hardcore- und Emo-Formation Silverstein. Da sich der Club Volta und das Carlswerk Victoria den gleichen Außen- und Toilettenbereich teilen, ist es unumgänglich, dass die Besucher des Nachbarevents auch mit der Musik von Wheel konfrontiert werden. Einige Besucher sind von dem, was sie hören so dermaßen begeistert, dass sie versuchen, vor den Toiletten stehend dem Konzert der Finnen zu lauschen. Es ist ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Security ist heute Abend gnadenlos.
Allerdings ist dies nicht weiter tragisch für die Silverstein-Fans, denn sie werden in Zukunft wohl noch oft genug die Möglichkeit haben, Wheel live zu sehen. Und dann werden sie vielleicht vom heutigen Abend erzählen, denn Wheel ist nicht nur eine überragende Live-Band, sondern auch eine Gruppe, die sich auf aufsteigendem Ast befindet. Neben einer Tour durch die Vereinigten Staaten und Kanada sowie einigen Sommerfestivals steht schon die nächste Tournee durch Deutschland an: dieses Mal als Vorgruppe von Apocalyptica und Epica.
Und auch die nächste Headliner-Tour wird folgen. Ob der Club Volta dann allerdings noch groß genug für die Finnen ist, das wird sich erst noch zeigen.
Text: Floh Fish
Live-Fotos: Chris Bre
Setlist:
Van Holzen
Wheel
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Surftipps zu Wheel:
Rezension: “Moving Backwards”
Konzertbericht: 21.03.19, Köln, Helios 37
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