Tourette Boys – Zorn

(41:03, Vinyl / CD / Digital, Eigenveröffentlichung / Noisolution, 2019)
Bald schon ein ganzes Jahrzehnt sind die drei Tourette-Buben aus Dresden mit ihrem gemächlichen, kratzigen und sehr eigensinnigen Stil unterwegs, den sie Psychedelic Powerblues nennen. Auf dem bisherigen Weg wurden eine EP, eine LP sowie eine Split mit Gaffa Ghandi und zwei Kollaborationen mit Mutant-Blues-Sänger Tim Holehouse veröffentlicht. Mitte 2019 wiederum erschien der aktuell neueste Streich der Tourette Boys, welcher unter dem Namen “Zorn” läuft. Benjamin ButterConrad Brod und Paul-Willy Stoyan präsentieren sich auf “Zorn” mit einer geladenen Mischung aus Psychedelic Rock, Stoner Rock, etwas Kraut Rock und ein bisschen Indie und Alternative. Außerdem wird im Line-up aus Schlagzeug, Gesang und zwei Gitarren auf einen Bass verzichtet.

Die Atmosphäre auf “Zorn” ist durch das zumeist behäbige aber kräftige Schlagzeug bestimmt, worauf sich die Gitarren mal mit viel Fuzz, mal orientiert an Country Rock und zumeist in psychedelischen Klängen umeinander winden. Benjamins Stimme fädelt sich mit Leichtigkeit in das Klangbild ein und wirkt mit warmer Intonation fast wie ein weiteres Instrument im Arrangement der Tourette Boys. Unweigerlich lassen sich hier Parallelen zum psychedelischen Retro Rock der Flying Eyes ziehen. An Stellen mit mehr Kraut- und Indie-Rock-Einfluss ist auch eine gewisse Nähe zu Iguana oder echolons))) erkennbar, und bezüglich der Desert-Rock-Einflüsse sind Vergleiche mit Thin White Rope angebracht.

Der Einstieg in “Zorn” wirkt etwas zäh, schlickig, als würde man gegen die Strömung hören. Es mag die Behäbigkeit der Rhythmik sein, die dieses zähe Element so in den Vordergrund stellt. Somit ist das Album leider nicht immer ideal zugänglich. Die Einflüsse und Themen in den musikalischen Motiven beinhalten viele, schöne Abwechslungen, die aber aufgrund des nahezu gleichbleibenden Tempos nicht genug zur Geltung kommen. Die Tourette Boys haben alles in allem ein gutes Album produziert, das mit mehr Überarbeitung und mehr Variation im Tempo deutlich eingängiger hätte werden können.
Bewertung: 5/15 Punkten (RG 5, KR 9)

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