Einerbande – OJO ROJO EP

Einerbande - OJO ROJO EP (Tomatenplatten, 2020) (13:28, Vinyl, Digital, Tomatenplatten, 2020)
Was denn nun – Einer oder eine ganze Bande? Zunächst einmal einer, nämlich Thomas Götz, ein Name, der in der Prog-Szene vermutlich noch nicht geläufig ist, der es aber durchaus gewohnt sein dürfte, vor einem großen Publikum zu spielen, denn er ist Schlagzeuger der Beatsteaks. Eine Band, die live laut einer betreuenden Kollegin eine Bank ist und regelmäßig für beste Stimmung sorgt. Deren musikalischer Background liegt eher im Alternative- / Punk-/ Hard Rock Bereich, aber in der musikalischen Seele des Thomas Götz scheint doch zumindest eine Prise Prog zu schlummern. Auf seiner Bandcamp-Seite beschreibt der Musiker unter anderem: „Musik als Erinnerung an eine Zukunft, in der uns Fantasy-Rock-Alben heilig waren und die Lämmer im Dutzend am Broadway herumlagen“. Aha!

Und es ist auch eine Bande beteiligt, bestehend aus
Tom Schwoll – Gitarre
Olli Wong – Gitarre
Matt Rosta – Gesang
Kain Wunder – Synthesizer.

Die schön aufgemachte Version auf silbern glänzendem Vinyl wurde in Kleinstauflage von 182 Stück als 12 Inch Maxi-Single (bzw. laut Album-Name “EP”) gepresst. “OJO ROJO” enthält zwei Titel.

Der Song auf Seite Eins heißt ‚Istanbul‘ ist gerade mal etwas länger als vier Minuten. Der Song verbreitet gelegentlich leicht orientalisches Flair, eine auf der Gitarre gespielte Melodielinie ist das, was schnell hängen bleibt, denn diese hat das Potenzial, sich Stück für Stück in die Gehörgänge einzugraben. Ein schöner Titel, der im Wesentlichen instrumental daherkommt und durchaus proggige Elemente enthält, melodisch und peppig durch wuseliges Schlagzeugspiel.

‚Heart On Sleeve‘ bringt es auf über neun Minuten, wobei allerdings das Ende eher aus einem experimentellen Outro besteht. Zu hören ist eine Mischung aus Alternative, Prog und Krautrock, dazu überrascht man mit gesprochenem Text mit einer Klangfarbe à la Barry White. Die Einerbande punktet hier mit Abwechslungsreichtum und eher unvorhersehbaren Arrangements. Auf diesem Song heißt es einmal „Me, I’m just a ….“ – Genesis würde zwar jetzt angesichts des oben erwähnten Zitats nicht mehr überraschen, aber es folgt dann doch kein “lawnmower”, sondern “regular“. Ob Götz auch auf diesen Seiten ein Stammgast wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall weiß „Ojo Rojo“ durchaus zu gefallen.

Das aus Sicht eines Prog-Fans positive Fazit lautet: da schlummert offensichtlich Prog-Potenzial. Und das weckt die Neugierde darauf, wie es wohl klingen würde, wenn sich Götz dazu entschlösse, dieser Seite seines musikalischen Schaffens etwas mehr Zeit einzuräumen und auf ein Vollzeit-Prog-Album hinzuarbeiten.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 10)

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