(19:45, CD-EP, Eigenproduktion, 2019)
Der Autor ist gibt es besser gleich zu – denn früher oder später wäre es ja eh herausgekommen: er kann sich für Tausende von MusikerInnen aus nahezu zahllosen Genres begeistern, aber sein absoluter Abgott ist nicht etwa Rick Wakeman, Carl Palmer oder auch Steve Hackett. Und Steve Hogarth schon mal gar nicht. So, nun ist es raus. Sondern es ist der einigermaßen Prog-Unverdächtige Jeff Beck. “Chef Beck” sozusagen.
Und wenn nun ein anderer renommierter Gitarrist sein Album selbst als “Instrumental rock angularity in the Jeff Beck-iverse” und inspiriert von dessen Alben “Blow By Blow” und “Wired” bezeichnet, dann ist ihm hierorts die größtmögliche Aufmerksamkeit gewiss. Als Extrem-Fan hat man natürlich durch u.a. mehrere Tribute-Alben schon jede Menge Hörkontakt mit Saiten-Virtuosen, die sich ausdrücklich auf “El Becko” beziehen und dessen einzigartigen Ton und Phrasierung mehr oder weniger gelungen nachzuahmen bemüht sind. Doch außer vielleicht manchmal bei Oz Noy (vgl. z.B. dessen Statement ‘Haa’) ist das wohl selten so unverkrampft, ja lässig und ohne falsches Anbiedern gelungen wie hier.
Die “ten seconds of fame” des heute vielleicht nicht mehr so richtig “berühmten” Haskett
währten immerhin eher zehn Jahre – seiner Zeit als erster Gitarrist der Rollins Band nämlich. Doch außerdem bzw. seither hat er mit solchen Größen wie Tool (wenn auch sehr speziell…), Helmet, Iggy Pop, Jah Wobble, Reeves Gabrels (selber ein schweinegeiler Gitarrist), Lloyd Cole sowie “for a NANOsecond few months, David Bowie” (auf Hours (1999) als Sideman gearbeitet.
Auf seinen Paul Reed Smith-Gitarren erzeugt er für die mit vollem Vor- und Nachnamen “Chris Haskett and his Ongoing Dysphoria – Insufficient Necessities – Guitar EP” heißende Veröffentlichung einen leicht schmutzigeren, etwas stärker verzerrten Ton als der Meister selbst. Doch die delikaten Voicings auf dem Heavy-Funk-Aufmacher ‘Dodge ‘Em’ lassen die Beziehung zu Beck dennoch schnell sehr nachvollziehbar erscheinen.
‘Ivy City’ ist ein industrielles Stadtviertel in Washington City. Dem von ihm inspirierten Soundtrack zufolge geht es auch dort sehr funky und elektrisierend zur Sache. ‘Hoof-DEEE!’ ist so etwas wie Chris’ ‘Big Block’ – und der Höhepunkt dieser vergnüglichen Zwanzig-Minuten-Angelegenheit.
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Line-up:
Chris Haskett – Gitarren
Michael Baker – Bass
Collin van Gerven – Bass
Johan Jansen – Schlagzeug
Ton Maassen – Percussion
Helena Handbaskett – Keyboards
Das zwischen Dixie Dregs, Go-go und Fusion oszillierende ‘Going Back’ beschließt leider bereits den kurzweiligen Reigen.
https://www.instagram.com/p/B44u2i_iIt2/
Pluspunkte gibt es für die so gar nicht nach Klampfer-Solo-Album klingenden Beiträge der anderen Musiker (s.o.) sowie für die wirklich obercharmante Ausstattung der schon deswegen kaufenswerten CD – in der es attraktive Aufkleber und witzige Einleger zu entdecken gibt, letztere mit zutiefst beherzenswürdigen Garniervorschlägen: “The world beyond your immediate listening environment can be immeasurably improved by attempting to simply be kand and remember that all beings have pretty much the same problems and desires and are just trying to get by as best as they can […] This is applicable in mono, stereo and quadrophonic environments.” Amen!
Bewertung: 12/15 Punkten
PS – Unnützes (Halb-)Wissen: Der in Washington geborene Musiker lebt heute laut Wikipedia in den Niederlanden, laut seiner Bandcamp-Seite aber in New York.
PPS – neugierig machendes Wissen: A) Ein Longplayer mit Cover-Versionen plus die Eigenkompositionen von “Insufficient Necessities” soll noch im laufenden Jahr erscheinen.
B) “Chris is currently working on a percussion-heavy psychedelic live band.”
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