(107:57, Blu-ray, Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 2019)
In einem gewissen Ruf hatte er schon gestanden, dieser Live-Auftritt der aktuellen Ausgabe der NeoProg-Legende Twelfth Night am 15. Dezember 2012 im Londoner Barbican Center. Dass er trotz der mittlerweile verstrichenen rund sieben Lenze so schnell doch nicht ganz in Vergessenheit gerät, dafür soll dieser nun endlich fertig bearbeitete und seit Ende 2019 erhältliche Konzertfilm sorgen. Die Voraussetzungen dafür stehen nicht schlecht. Am Start war folgende Besetzung:
Dean Baker – Keyboards, Slide Show
Brian Devoil – Drums, Percussion
Clive Mitten – Bass, Bass-Pedale, Gitarre, Backing Vocals
Andy Revell – Lead-Gitarre
Mark Spencer – Lead Vocals, Gitarre, Bass, Keyboards.
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Dem geneigten Fan wird auffallen, dass mit dem Galahad-Musiker Mark Spencer der vormalige Keyboarder der reformierten TN an das Gesangsmikro gewechselt ist, dazu unten mehr. Der solcherart verwaisten Tasten nahm sich Galahads Dean Baker an, der bereits anlässlich der Definitive Edition von “Fact and Fiction” von 2018 seine Verbundenheit mit und Händchen für den TN-Kanon gezeigt hatte. Ansonsten alles beim Altbewährten – die gereiften Gentlemen Devoil, Mitten und Revell stellen Authentizität und Konstanz sicher.
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Die Setlist ist ein hervorragender Kompromiss. ‘The Ceiling Speaks’ führt würdig ein, ‘Human Being’ beginnt mit einem Original-Sample von Geoff Mann, dem unersetzlichen ersten Sänger der Truppe (und dennoch nicht Bestandteil der Original-Besetzung. Denn die “Ur”-TN spielten ohne Sänger). Während ‘The End of the Endless Majority’ / ‘This City’ / ‘World Without End’ erleben wir die Band überwiegend unplugged und Clive sehr überzeugend an der Akustikgitarre. ‘East to West’ verweist (wie später auch ‘Für Helene’) auf die instrumentalen Ursprünge der Formation und das phänomenale ‘Creepshow’ u.a. darauf, was für ein unterschätzter Lead-Gitarrist Andy schon immer war. Unaufgeregt und mit einer Goldtop-Les Paul statt einer Sustainer-Gitarre erzeugt er Effekte, die – bei ganz eigener Technik und Stil – bisweilen an die gefeierte Spielkunst eines Steve Hackett denken lassen.
Von der Stimmlage mag Mark in etwa zwischen Geoffs cremigen Bass und dem Diskant seines ursprünglichen Nachfolgers Andy Sears – ohne allerdings das Charisma des einen oder das Trademark-Feeling des anderen zu vermitteln. Dies schien dem Rezensenten der einzige Schwachpunkt beim ansonsten großartigen Livedokument einer immer noch begeisternden Band zu bilden. Bis zu ‘We Are Sane’. Dieses Stück scheint Mark ganz besonders zu liegen, jedenfalls singt er es, als gäbe es danach keinen Morgen mehr.
‘CRAB’ war immer ein Paradestück für Clives Bass-Künste. Und ist es auch hier. Auf der akustischen Gitarre brilliert er hingegen beim sich in jeder Band-Phase stark wandelnden Longtrack ‘Sequences’. Auf ‘Fact and Fiction’ spielt Mark auch – hörenswert – E-Gitarre.
Für ‘East of Eden’ kommt mit dem Gitarristen Roy Keyworth ein weiterer Ex-Galahad-Musiker auf die Bühne. Und der innige ‘Love Song’ bildet passenderweise das Finale.
Das liebevoll gestaltete zwölfseitige Booklet führt quasi dialogisch durch das Programm, indem mehrere der Akteure zu Wort kommen, aber jeweils fortführen oder aufgreifen, womit der “Vorredner” geschlossen hatte. So erfahren wir beispielsweise, dass Mark Spencer am Tag zuvor noch mit Alan Reed und It Bites auftreten musste – und mit einer üblen Erkältung.
Alles in allem verdienen die auch mit einem guten Sound versehenen Aufnahmen (Mastering von Karl Groom, Threshold) tatsächlich einen Platz in den Herzen, Erinnerungen und Regalen der Fans – ob nun als Blu-ray, DVD oder als ebenfalls erhältliche Doppel-CD.
Bewertung: 12/15 Punkten
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