Maiden uniteD, 12.01.20, Düsseldorf, Pitcher 29

Slave to the Power of the United Maidens

 
Der Ancient Mariner hatte damals natürlich auch schon so seine Probleme. Das weiß man ja. Weiß man nicht zuletzt durch Iron Maiden, aber natürlich auch durch Samuel Taylor Coleridge. Doch der alte Seebär musste immerhin nicht in Düsseldorf einen Parkplatz suchen. Als wir diese gleichfalls einer Ballade nicht unwürdige Aufgabe endlich bewerkstelligt hatten, war die Band schon in das gleichnamige erste Stück eingestiegen.

Weiterhin zeigte sich beim Eintritt, dass Düsseldorfs R’nR-Headquarter, der Pitcher 29, heute noch ein wenig randvoller als beim großartigen letzten Maiden uniteD-Konzert geworden war. Gut so.

Vom Intro einmal abgesehen orientierte sich die Setlist des Abends im Folgenden mehr an Iron Maidens “Powerslave”-Album von 1984 denn am aktuellen Werk “The Barrelhouse Tapes – wobei jeder Song, von welchem Original-Album auch immer, natürlich durch die patentierten “uniteD”-Arrangements komplett verzaubert worden war.

‘Aces High’ klang mit Jeroen Voogd am Mikrofon – seines Zeichens übrigens der allererste M.u.-Sänger überhaupt – nochmal völlig anders als von Wudstick mit Marcela Bovio gesungen – weniger dramatisch, ruhiger und mehr wie am Lagerfeuer erzählt. Das ist definitiv eine Besonderheit und Stärke Jeroens, wie sich auch am Vergleich von “seinen” ‘2 Minutes To Midnight’ mit dem von Damian Wilson vorgelegten zeigte. Auffallend erneut das großartige Akustikgitarrensolo von Daan Janzing bei diesem Stück. Das eigentlich Powerslave-fremde ‘Stranger In A Strange Land’ fügte sich mit seinem neuen Schunkel-Rhythmus wunderbar ein. Und das bereits aus dem Jahr 1983 stammende ‘The Trooper’ brachte zum ersten Mal die Stimmen des Publikums zum vollen Einsatz!

‘Flash Of The Blade’ brachte uns zurück zum “Powerslave”-Kanon, es hatte seinen Platz in der Reihenfolge heute lediglich mit dem Instrumental ‘Lost for Words (Big ‘Orra)’ getauscht, das nach Joey Bruers launiger Vorstellung der auf dieser Tour beteiligten Musiker erklang. Als da neben den bereits erwähnten wären: der blutjunge Polle van Genechten (Keyboards) und Fab Regmann (Drums; u.a. Antimatter). Mehr braucht es auch nicht für einen Liederabend der Extraklasse, in dessen Verlauf jetzt das ‘Phantom of the Opera’ durch den Pitcher gespensterte, wozu Polle noch ein Trompetensolo beisteuerte – wenn auch nur auf den Tasten. Bravourös war auch sein Spiel bei ‘The Duellists’, das bislang noch nicht den Weg auf ein Maiden uniteD-Album gefunden hat.

‘Wasting Love’ ist Jeroens Favorit des Abends, wie er uns anvertraut – und in der Tat ist seine Fassung wirklich bewegend. ‘The Number of the Beast’ darf natürlich genau so wenig fehlen wie ‘Seven Deadly Sins’ (das nach der schütteren Erinnerung des Autoren in DüDo statt dem z.B. in Hamburg gespielten ‘Infinite Dreams’ gegeben wurde) oder der “Powerslave”-Titelsong – mit besonders starken Orgel-Parts von Polle.

Die folgende Publikumsansprache von Joey geriet möglicherweise ein wenig zu lang, zumal es hier um nicht direkt mit Maiden uniteD verbundene Themen ging.

Insofern hatte es die Band ein wenig schwer, mit ‘Back in the Village’ und ‘Die with your Boots on’ an die vorherigen Ekstasen anzuknüpfen. Musste aber dennoch ‘The Evil That Men Do’ und ‘Wasted Years’ zugeben.
In Summe mal ganz sicher kein verlorener Abend, auch wenn er zu keinem Zeitpunkt an die Magie des schönsten Konzert des Jahres 2019 überhaupt anknüpfen konnte.

Das ist aber vielleicht auch nicht möglich und vorstellbarerweise sogar nicht beabsichtigt, da diese Band für jede Tour die Mannschaft und das Material fast komplett zu variieren scheint – dann ist wohl der Weg das Ziel, nicht die Kontinuität. Und 2019 hatte halt das absolute Über-Album der M.u.s im Fokus gestanden, “Empire of the Clouds” (2018), das heuer überhaupt nicht vorkam. Damals live zum Leben erweckt von einem Frank Beck, der beim Singen manchmal selbst verdammt echt wirkende Tränen in den Augen gehabt hatte.
 
Setlist (vom 10.01. aus Hamburg, aber über weite Strecken anscheinend identisch
 
Live-Fotos: Joan Degener
 
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Konzertbericht 15.03.19, Düsseldorf, Pitcher 29
Interview m. Joey Bruers (2018)
Interview m. Joey Bruers (2018, deutsche Übersetzung)
Setlist vom 09.03. (London)
Wikipedia