Infringement – Alienism
(40:11, CD, Crime Records, 2019)
Das norwegische Label Crime Records war bislang eigentlich v.a. für Metal zuständig, doch sie gaben neulich bekannt, dass sie sich nun auch der ProgRock-Szene annehmen möchten – und da gibt es bekanntlich seit geraumer Zeit eine große Auswahl in Norwegen. Ihr erstes Signing ist ein Quintett aus Oslo: Infringement. Sie bringen ihr Nachfolgealbum zum 2017er Debütalbum “Transition” nun also bei Crime Records heraus. Und damit – das wird schon nach dem ersten Hördurchlauf klar – ist dem Label zu ihrem glücklichen Händchen zu gratulieren, denn Infringement bringen hier 40 Minuten exzellenten, spritzigen Progressive Rock zu Gehör.
Wer steckt dahinter? Hier die fünf Verantwortlichen:
Hans Andreas Brandal – Vocals
Stig André Clason – Guitar and Vocals
Kristoffer Utby – Drums
Bård Thorstensen – Keys
Espen Larsen – Bass.
Als Gäste wirken mit: Arild Brøter alias Pymlico (Glockenspiel), Clive Nolan (orchestral arrangements, sounds) und Morten Clason (Flöte). Abgemischt wurde das Album von Karl Groom (Threshold), das Artwork stammt von Kristine Clason.
Die zu Grunde gelegte düstere Thematik wird auf dem Cover in folgender Geschichte zusammengefasst: “Alienism peeks into the mind of patients at the Gentmire Institute, an institution at the forefront of psychiatrical innovation. We get the insights of the commissioner of Lunacy himself, and through his journals, we enter the world of The Alienist. So let us all escape reality and seek comfort in our minds”. Im Inneren sind dann Pseudo-Patientenakten abgedruckt, wo es um Diagnose (z.B. Delirium Tremens) und Behandlung (z.B. Hypnotherapie) geht. Soweit zum Hintergrund.
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Zur Musik – das Album enthält gerade mal vier Kompositionen, eine kurze, zwei mittellange und einen abschließenden Longtrack von knapp 17 Minuten Spieldauer. Hier kommt keinerlei Langeweile auf, denn die Norweger wissen ihre Kompositionen sehr lebendig zu präsentieren. Da ist nichts sediert, sondern es geht gleich gut zur Sache, wobei dies aber nicht heißt, dass es nun Prog-Metal um die Ohren gibt. Nein, das ist exzellenter Symphonic Prog mit gelegentlich recht zackiger Gitarre, feinen Keyboards und einem kompetenten Sänger.
Dabei geht es im achtminütigen Opener ‘Disorder’ zunächst mit akustischer Gitarre und Glockenspiel recht ruhig, aber irgendwie unheilschwanger los, die italienischen Goblin kommen in den Sinn. Doch dann wird Tempo aufgenommen, während man im Booklet mit “Here at the Gentmire Institute for the criminally insane, you can be sure that your loved ones will be in good hands” begrüßt wird.
Und so vergehen die 40 Minuten im Flug mit einer Art Symphonic Progressive Rock, wie er Fans der späten Southern Empire oder Fright Pig gefallen sollte. Und auch der NeoProg-Fan kommt auf seine Kosten. So erinnert beispielsweise eine Passage gegen Ende des ersten Viertels des abschließenden Longtracks ‘Delirium’ an IQ. Und hier leistet Nolan exzellente Arbeit mit seinen orchestralen Arrangements. Sogar Gentle Giant-artige Satzgesänge werden beherrscht, wie sie auf ‘Triad’ beweisen. Tolle Scheibe – von dieser Band ist in Zukunft noch einiges Großes zu erwarten!
Die Clasons sind übrigens auch bei den Symphonic Proggern von The Windmill aktiv, mit Infringement ist man allerdings deutlich zackiger unterwegs.
Bewertung: 13/15 Punkten
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