Fish über Weltschmerz, die Freude am Gärtnern und sein Karriereende

Fish (mit bürgerlichem Namen Derek W. Dick) verfolgt seit seinem Weggang von Marillion unbeirrt seine Solokarriere. Diese war von einigen Höhen, aber mindestens ebenso vielen Tiefen geprägt. Der ganz große Erfolg wollte sich nie wieder einstellen. Aber wie definiert man überhaupt Erfolg?

Fish selbst jedenfalls wirkt an diesem Dezemberabend im Jahr 2019 sehr entspannt und mit sich selbst im Reinen. “Weltschmerz” soll sein letztes Album werden und wird im Mai 2020 erscheinen (es wurde ein paar Monate später – hier unsere Besprechung, d. Schlussred.). Ebenfalls wird es auch noch eine ausgiebige Abschiedstour geben, bei der dieses Mal auch sein erstes Soloalbum “Vigil in a Wilderness of Mirrors” einen prominenten Platz einnehmen wird. Mehr als genügend Gesprächsstoff also, überdies ist der Schotte bei äußerst guter Laune und ein angenehmer Gesprächspartner.

Fish, vielen Dank für die Zeit, die Du Dir heute Abend für uns nimmst. Wir wollen natürlich gerne mit Dir über dein neues Album “Weltschmerz” sprechen. Vorher müssen wir aber unbedingt über Deine Studiomusiker sprechen, gerade diese Woche hast Du verkündet, dass niemand geringeres als Craig Blundell an den Drums sitzen wird? Eine angenehme Überraschung, wie kam das denn zustande?

Das lag ein wenig an den personellen Änderungen, die sich seit dem letzten Album ergeben haben. John Mitchell (Anm.: u.a. Gitarrist bei Arena, Frost*, uvm.) ist ja schon im Sommer auf den Festivals für Robin Boult eingesprungen, und er wird uns jetzt auch im Studio sowie nächstes Jahr auf der Tour unterstützen. Robin wird allerdings ebenfalls zum Album beitragen, er kommt schon diesen Sonntag hier ins Studio, um die Akustikgitarren einzuspielen. Nun, John jedenfalls kennt Craig durch seine ganzen Projekte sehr gut, und wie das immer so ist, jemand kennt jemanden der jemanden kennt. Steve Vantsis, mein Hauptsongwriter, hatte ebenfalls schon mit beiden zu tun. Vor zwei Woche haben wir Craig dann auf einem Gig von Steve Hackett getroffen, und da er ein paar Tage Zeit hatte, hat er spontan zugesagt, die Drums auf “Weltschmerz” einzuspielen. Gavin Griffiths wird aber weiterhin mein Live-Drummer sein.

Dann wird die Tour 2020 also wieder in der üblichen Besetzung stattfinden?

Nein, nicht ganz. Leider wird Foss Paterson (Keyboards) nicht mehr dabei sein. Wir werden in den nächsten ein bis zwei Wochen den neuen Keyboarder für die Tour bekannt geben (Anm.: Mittlerweile hat Fish bekannt gegeben, dass Liam Holmes die Arbeit an den Tasten übernehmen wird, ebenfalls ein guter Bekannter von John Mitchell). Foss hat für sich entschieden, dass er keine großen Touren mehr machen möchte. Er hat viele familiäre Verpflichtungen und er möchte einfach nicht mehr so oft von zuhause weg sein. Wir beide sind immer noch dicke Freunde, daher ist das überhaupt kein Thema für mich. Er wird aber bestimmt auch noch etwas zu “Weltschmerz” beitragen.

Hast Du dieses Mal wieder unterschiedliche Songwriter für “Weltschmerz” am Start?

Nein, Steve Vantsis hat dieses mal das Zepter in der Hand und ist nahezu der alleinige Songwriter zusammen mit mir. John Beck hat noch ein Stück geschrieben. Gerade heute sind wir übrigens mit den Aufnahmen der Drums fertig geworden. Der komplette Bass ist ebenfalls schon eingespielt, die Guide-Vocals sind bereits fertig und wir haben innerhalb weniger Tage eine Menge Fortschritte gemacht. Wie gesagt kommt am Wochenende Robin vorbei, danach werden wir noch weitere Guides fertig machen. Am 20. Dezember machen wir eine Pause und gleich am 7. Januar geht es weiter. Dann wird John Mitchell die E-Gitarren-Parts einspielen. Danach haben wir noch Sessions für die Bläser- und Streicher-Ensembles eingeplant. Wir geben also gerade richtig Vollgas und auf allen Ebenen gibt es grünes Licht.

Ihr arbeitet also wieder mit einem echten Orchester, wie auf dem letzten Album?

Ja, wir haben aber dieses Mal ein paar schottische Musiker, mit denen Calum Malcum (der Produzent) schon viel zusammen gearbeitet hat. Wir haben ebenfalls noch einen Percussionisten, Flötisten und weitere Gäste am Start. Ich muss wirklich sagen, ich bin sehr, sehr glücklich, wie sich “Weltschmerz” gerade entwickelt. Es wird ein unglaublich dramatisches, episches Album, mit sehr viel Energie, sehr viel Punch!

Letztes Jahr gab es ja schon mit der EP “A Parley of Angels” einen tollen Vorgeschmack, werden diese Songs auch auf “Weltschmerz” zu finden sein, vielleicht sogar in überarbeiteter Form?

“A Parley with Angels“ war ja eine Art limited Edition. Diese wird auch nicht noch einmal nachgepresst werden. Wir haben mittlerweile fast 70 Minuten an Musik fertig, und aktuell sogar noch einen weiteren Titel, ‘Market Garden’, der auch noch mal zwischen sechs und sieben Minuten lang ist. Wir werden also ungefähr 60 Minuten an Songs auf die erste CD von “Weltschmerz” legen, und dazu wird auch ‘Little Man What Now’ und ‘Man With A Stick’ gehören. ‘Waverly Steps’ wird allerdings auf die zweite CD wandern. Wir haben mit ‘Rose of Damascus’ schon einen 16-minütigen Titel auf der ersten CD, und wir wollten nicht zwei so lange Titel auf einer Scheibe haben. Das fühlte sich für mich irgendwie nicht richtig an. Ebenfalls wird es auch noch einiges an Bonusmaterial geben, so dass am Ende ein richtig rundes Paket daraus werden wird. Eine spezielle Veröffentlichung auf Vinyl ist natürlich auch geplant. Das wird eine ziemlich ausufernde Sache (lacht).

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“In 2020 wird die remastered-Version von ‘Script for a Jester’s Tear’ herauskommen”

Ja, wir sind sehr große Fans von tollen Vinyl-Editionen…

Ja, und weisst Du, nächstes Jahr wird ein ziemlich betriebsames Jahr, was Veröffentlichungen betrifft. In 2020 wird die remastered-Version von “Script for a Jester’s Tear” herauskommen und dann natürlich “Weltschmerz” Anfang Mai. Dazu wird es auch noch ein Live-Album der “Clutching at Straws”-Tour geben und gegen Ende des nächsten Jahres kommt auch noch die Special Edition von “Vigil in a Wilderness of Mirrors”. Vigil sollte ursprünglich schon jetzt kommen, aber wir mussten noch eine Menge Gespräche mit den Leuten von Warner führen, die ja jetzt die Rechte an dem Album haben. Das zog sich leider ewig hin. Aber jetzt sind wir auf einem guten Weg, und so wird 2020 wie gesagt eine Menge passieren.

Nochmal zurück zum Albumtitel “Weltschmerz”: Das ist ja ein deutsches Wort, und der Begriff steht für Traurigkeit und das Leiden am Zustand der Welt. Wie kamst Du zu genau diesem Titel?

Weisst Du, “Weltschmerz” bedeutet ja genau eben das, den “Schmerz an der Welt” fühlen. Ich dachte, das ist das perfekte Wort, um den aktuellen Zustand unserer Gesellschaft zu beschreiben. Wir haben mit dem Klimawandel zu tun, dem Brexit, Syrien, Donald Trump und all diesem Mist. Es lastet eine Menge Druck auf jedem einzelnen, jeder ist irgendwie davon betroffen. Die Stress-Levels sind für jeden von uns viel größer, als sie es jemals zuvor waren. Und das hat natürlich auch Effekte auf unsere Psyche. Schau Dir z.B. manche Schulkinder an, die schon sehr früh mentale Probleme bekommen, weil sie in einer Welt leben, von der sie erzählt bekommen, dass sie in 50-60 Jahren vielleicht nicht mehr existieren wird.

Was ich auf “Weltschmerz” aber nicht tun wollte, ist über das große Business oder globale Wirtschaft zu schreiben und auch nicht über politische Themen. Mir ging es eher darum, über die Menschen zu schreiben. Das ganze Album dreht sich thematisch um Charaktere, die mit Problemen zu kämpfen haben. In ‘Rose of Damascus’ geht es z.B. um jemanden, der als Flüchtling übers offene Meer muss. Oder ‘Grace of God’, der von der Sterblichkeit der Menschen handelt. In ‘Walking on Eggshells’ wiederum geht es darum, wie man eine Beziehung führt, wenn einer der Partner schwere psychische Probleme hat. Im Prinzip handeln die Songs also alle von den Problemen, die unsere modernen Zeiten mit sich bringen. Es ist schon eine bedrückende Perspektive, aber ich vergleiche das Album gerne ein wenig mit dem Film “American Beauty”. Dort ging es auch um viele düstere Themen, wie z.B. Homophobie, Mid-Life Crisis und so weiter. Aber der Film hat diese Themen trotz allem in wunderschönen Bildern umgesetzt, und so ähnlich sehe ich “Weltschmerz”. Es ist ein thematisch dunkles Album, aber wir werden es in einer angemessenen Art und Weise umsetzen. Es hat die richtigen Songs, eine gewisse epische Dramatik. Ich glaube, es wird genau richtig sein für mein letztes Album.

Das klingt sehr aufregend. Bezüglich des Songwritings, schreibst Du zuerst die Texte und dann kommt die Musik, oder läuft es eher umgekehrt? Wie geht ihr da vor?

Das ist so eine Sache, eigentlich ähnlich der Frage, was zuerst da war: Das Huhn oder das Ei? Manchmal hab ich komplette Texte fertig, wie z.B. bei ‘Litte Man What Now?’, und zwar lange bevor es Musik dazu gab. Als Steve (Vantsis) dann mit seinen Ideen dazu kam, wusste ich genau, welcher Teil davon zu meinem Text passen würde. Von diesem Punkt an arbeiten wir dann zusammen daran weiter.

Also inspiriert ihr euch gegenseitig?

Ja, absolut. Ich würde es Co-Writing nennen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Song ‘Market Garden’, an dem wir zur Zeit immer noch arbeiten. Ich wusste zwar, wovon der Song handeln sollte, nämlich von Demenz und wie sich Leute trotz der Krankheit an Dinge aus ihrer Jugend erinnern können, aber nicht an die Schlagzeile, die sie gerade erst in einer Zeitung gelesen haben. Aber die richtigen Worte wollten mir einfach nicht einfallen. Eines Nachts wachte ich also gegen halb fünf auf, ging runter ins Studio und hörte mir Sachen an, die Steve zuvor eingespielt hatte. Und da fand ich plötzlich diese eine Stelle um 5:30 morgens, die mich inspirierte. Zum Frühstück hatte ich den Text für ‘Market Garden’ komplett fertig. Später kam Steve hinzu und beichtete mir, dass er immer noch keine musikalische Idee für den Song hätte, aber ich hatte bereits den Text für genau diese Idee von ihm fertig. So passieren die Dinge einfach, wenn wir beide zusammen arbeiten. Wir sind mittlerweile ein echt gutes Team darin geworden, immerhin machen wir das seit “The 13th Star” schon so. Wir haben gelernt, das jeweils Beste aus dem anderen herauszuholen.

Steve Vantsis wohnt bei mir in der Gartenhütte. Ich muss ihn nur davon abhalten, Bilder an die Wände zu hängen, am Ende zieht er sonst noch dauerhaft ein.”

Das klingt nach einer echten musikalischen Beziehung, die ihr beide da habt….

Ja, er lebte sogar eine zeitlang in einem Zelt hier im Obstgarten bei mir…

Das wäre die nächste Frage gewesen, ob der arme Kerl immer noch im Zelt wohnen muss, wenn ihr gerade zusammenarbeitet…

Home of the "Cabin Boy"
Home of the “Cabin Boy”

Nein, alles gut! Er ist jetzt in den Schuppen umgezogen (lacht). Hier nennen ihn mittlerweile alle den „Cabin Boy“. Im Ernst, vor kurzem habe ich mir eine neue Gartenhütte bauen lassen und im Moment wohnt Steve tatsächlich darin. Ich muss ihn nur davon abhalten, Bilder an die Wände zu hängen. Am Ende zieht er sonst noch dauerhaft ein.

Nochmal zurück zum neuen Album, ist eine Vorbestelleraktion oder etwas in der Art geplant?

Darüber machen wir uns zur Zeit gerade extrem viele Gedanken. Aber leider können wir noch nicht über etwas Konkretes sprechen. Mit dem Brexit am Horizont wird es sowieso alles nur noch schwieriger. Dazu kommen meine familiären Umstände hier auf der Funny Farm, so dass ich nicht noch eine große Mail-Order Unternehmung direkt bei mir aufbauen kann. Die Idee ist also, so etwas auf dem europäischen Festland einzurichten. So könnten wir evtl. Probleme durch den Brexit umgehen und auch die Versandkosten niedrig halten. Aber wie gesagt, das ist alles noch nicht ganz spruchreif. Sobald diese Dinge aber geklärt werden, wird es eine Vorbestelleraktion für “Weltschmerz” und auch für “Script” geben. Im März gehen wir ja bereits auf UK Tour, und die Leute werden die meisten Songs von “Weltschmerz” natürlich noch nicht kennen. Also werden wir vielleicht den ein oder anderen Teaser vorab schon online veröffentlichen.

Das klingt alles nach einer echt arbeitsreichen Zeit und danach, dass Du dich momentan voll reinkniest. Man kann eigentlich kaum glauben, dass dies wirklich Dein letztes Album werden soll?

(Lacht) Ja, wenn man sich anschaut, was hier gerade alles parallel passiert, kann man das wirklich kaum glauben. Weisst Du, als ich Marillion verlassen habe, habe ich die Band meiner Meinung nach an dem Punkt verlassen, wo wir unser bis dahin bestes Album (“Clutching at Straws”) veröffentlicht hatten. Und genauso möchte ich es gerne auch mit meiner Solokarriere halten. Ich erinnere mich z.B. an Emerson, Lake and Palmer. Deren letztes Album hatte etwas von einem ziemlich enttäuschenden Feuerwerk. Das will ich nicht für mich haben. Ich will etwas hinterlassen, auf das ich dann wirklich stolz sein kann.

“Wenn wir im Tourbus sitzen und ich wieder vom Gärtnern erzähle, bekomme ich nur gesagt, dass ich mich doch endlich schlafen legen soll. Niemand hier will noch etwas über neue Zwiebelsorten hören.”

Aufhören, wenn es am schönsten ist! Hast Du denn Pläne für Deine Zeit nach der aktiven Musikkarriere? Zum Beispiel ist da ja dieser Blog übers Gärtnern, den Du seit einiger Zeit führst?

Du meinst den „Funny Farm Kitchen Garden“ – Blog auf Facebook. Weisst Du, eines Abends saß ich zusammen mit meiner Tochter bei etwas zuviel Wein zusammen und sie sagte mir, dass ich aufhören sollte, auf meiner Webseite ständig Zeug übers Gärtnern zu schreiben. Ich sagte nur, wo sonst soll ich darüber schreiben? Also dachten wir uns diese neue Sache aus. Und da dies hier ja früher mal die „Funny Farm Recording Studios“ waren, war damit der Name für das Blog glasklar. Alles was also mit der Gärtnerei zu tun hat, landet jetzt auf meiner Funny Farm Kitchen Garden Webseite. An dem Garten hier arbeiten wir seit Ewigkeiten. Es ist einfach ein tolles Hobby und ich mag es einfach, stetig daran weiterzuarbeiten. Ich kann übrigens damit die Leute zu Tode langweilen. Wenn wir im Tourbus sitzen und ich wieder vom Gärtnern erzähle, bekomme ich nur gesagt, dass ich mich doch endlich schlafen legen soll. Niemand hier will noch etwas über neue Zwiebelsorten hören.

Die zweite Sache, die ich gerne vorantreiben möchte, ist die Schreiberei. Ich würde wirklich gerne noch ein paar größere Sachen schreiben, die einfach nicht in ein Songformat passen. Bei den Songtexten hat man doch ziemlich starre Vorgaben, an welche man sich halten muss. Die Worte müssen einem gewissen Rhythmus folgen und das alles. Ich möchte gerne auch einmal schreiben, ohne mich an dieses Format halten zu müssen. Ich könnte mir auch vorstellen, längere Texte als Spoken-Word-Performance mit musikalischer Untermalung vorzutragen. Weisst Du, eigentlich sind alle guten Melodien bereits geschrieben. Die meisten davon haben sich die Beatles geschnappt. Dazu kommt noch, dass sich Musik heutzutage nur noch sehr schwer verkaufen lässt. Jeder will Musik umsonst hören, so dass man eigentlich nur noch mit ausgedehnten Tourneen wirklich Geld verdienen kann. Ich bin jetzt 61 und will nicht noch mit 65 auf Tour sein. Meine Stimme hat sich verändert und ich brauche mittlerweile öfter auch mal einen Stuhl auf der Bühne, um meinem Rücken eine Pause zu gönnen. Ich bin zwar noch nicht komplett erledigt, aber ich will aufhören, bevor es soweit ist. Dazu kommt, dass ich nicht mehr ständig weg von meinem Zuhause und meinem Garten sein möchte. Ich möchte nicht mehr ständig von meiner Frau getrennt sein, um im Bus zu leben. Bands können heute aber nur überleben, wenn sie ständig unterwegs sind. Ich möchte mich von dieser Sache also langsam zurückziehen. Ich hab keinen wirklich teuren Lebensstil, also kann ich mir gut vorstellen, zuhause zu sitzen, Bücher zu schreiben und mich um meinen Garten zu kümmern. Das stelle ich mir wirklich schöner vor, als ständig in einem Tourbus zu sitzen, glaube mir.

“Ich hab keinen wirklich teuren Lebensstil, also kann ich mir gut vorstellen zuhause zu sitzen, Bücher zu schreiben und mich um meine Garten zu kümmern.”

Das klingt nach einem guten Plan, also wird es keine endlose Abschiedstour geben…

Nein, ganz bestimmt nicht. Vielleicht werde ich manchmal noch Akustik-Gigs geben, vor kleinem Publikum. Maximal 50-60 Leute an kleinen Orten. Ich hab die großen Sachen meiner Karriere wirklich genossen, das waren echt tolle Zeiten. Da gibt es Leute da draussen, die deutlich älter sind als ich, die immer noch Shows geben. Ich gönne das jedem, aber es ist nicht meine Sache. Ich will etwas Gutes hinterlassen. Ich will mich nicht der Fantasie hingeben, dass das alles einfach immer weitergeht. Es ist Fakt, dass man älter wird. Also wird es 2021 die letzten Shows geben. Das ist der Weg, den ich mir vorstelle. Ich will nicht, dass die Leute enttäuscht aus einer meiner Shows gehen. Deswegen: Aufhören, wenn es am Besten ist!

Wir denken, dass Deine Fans mit “Weltschmerz” und der dazugehörigen Tour ein gebührendes Abschiedsgeschenk bekommen.

Ja, genau so ist es gedacht. Und ich freue mich ehrlich auf meinen Ruhestand. Wie ich bereits sagte, ich hab keinen teuren Lifestyle. Vermutlich könnte ich sogar ein Jahr lang von dem Gemüse leben, was wir hier anbauen (lacht). Ich mag diese Selbstversorger-Geschichte, das ist, was meine Frau und ich uns vorstellen. Gerade überlegen wir, uns noch Solarzellen zu installieren. Das ist eine Sache, die hier in Schottland noch nicht wirklich angekommen ist. Und weil 2020/21 die letzte Tour wird, freue ich mich umso mehr darauf, noch ein letztes Mal auf Reise zu gehen.

Wir denken, das wird es wert sein!

Ach, ich bin nie wegen des Geldes ins Musikgeschäft gekommen. Es ging mir immer um die Seele und die Hingabe, ums Schreiben und Auftreten. Ich hab mir immer gesagt, wenn es nur noch ums Geld geht, dann höre ich auf. Wenn ich jetzt aufhöre mit der aktiven Karriere, dann werde ich bald 65 sein und ich freue mich darauf, hier auf meiner kleinen Farm zusammen mit meiner Frau ein ruhiges Leben zu führen. Das hier ist wirklich unsere kleine Oase und wir genießen es.

Allerletzte Frage: Hast Du vor, noch ein Instrument zu lernen im Ruhestand, Du hast ja bald genügend freie Zeit?

(Lacht) Nein. Das will ich nun wirklich Niemandem antun!

P.S.: Nach dem offiziellen Teil kamen wir mit Fish noch über Politik, den Brexit und seine Sicht der Dinge ins Gespräch. Nur soviel sei gesagt, als großer Verfechter der EU dürfte ihm das Wahlergebnis vom 12.12.2019 nicht wirklich gefallen haben.

Das Interview führten Dieter Hoffmann und Henrik Kropp.

Bildquellen und Bildautoren: Derek W. Dick, Funny Farm Kitchen Garden, fishmusic.scot

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