Elbow – Giants Of All Sizes
(40:00, Vinyl, Polydor, 2019)
Der kurze Anflug von Leichtigkeit und Freude, der noch das 2015 erschienene Werk “Little Fictions” durchströmte, ist schon wieder verflogen. Elbow sind zurück in ihrer Komfortzone. Zynismus und Tristesse halten das Zepter auf “Giants Of All Sizes” in Händen.
‘Dexter & Sinister’, bereits Monate vor dem Album als Teaser veröffentlicht, gibt die Richtung vor. Der zweiteilige Siebenminüter zielt auf die Brexit-Lager, links und rechts, die Leavers und Remainers, von deren Borniertheit die Masse der britischen Bevölkerung zermahlen wird. Guy Garvey fasst die Ohnmacht in Worte. Der Titel ist für Elbow Verhältnisse geradezu sperrig-rockig und im zweiten Teil sogar unverhohlen prog-zugewandt.
Im weiteren Verlauf allerdings entschleunigt man das Album deutlich. Die Arrangements werden spröde und man reduziert den Unterbau für Garveys Melodien zum Teil auf das Nötigste. Dass dieses Konzept funktioniert, zeigt die Qualität der Songs. Nur bei ‘On Deronda Road’ klingt man vielleicht etwas zu statisch.
‘White Noise, White Heat’ greift jedoch noch einmal die Entschlossenheit des Openers auf. Garvey arbeitet hierbei die Grenfell Tragödie auf. Dabei geht es ihm eigener Aussage nach weniger um die Brandkatastrophe selbst, als um die Trauer und Scham darüber, dass ein solches Unglück in der eigenen Gesellschaft möglich ist.
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Auf eine typische Elbow-Hymne à la ‘One Day Like This’ muss man tatsächlich bis ganz zum Schluss warten. Aber das Warten auf ‘Weightless’ lohnt, wie das Achten auf die Goldkante von Ado-Gardinen.
So erinnert das Album im Aufbau ein wenig an das 2011 Werk “Build A Rocket Boys”. Glücklicherweise verliert man dabei nicht so den Faden, wie es bei jenem Werk der Fall war. Letztlich bleibt die Eleganz von “The Seldom Seen Kid” weiter Referenz, aber auch bei “Giants of All Sizes” geht der deutlich Daumen hoch.
Gewohnte Qualität also. In der eigenen Heimat schaffen die Jungs es dabei regelmäßig in die Charts. Davon kann man in Deutschland leider nur träumen. Naja, dafür haben wir ja Max Giesinger.
Bewertung 12/15 (DH 12; HK 13)
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