(40:33, MP3 VBR fairly high, The Crawling Chaos Records, 2019)
Wurden im Frühling noch unschuldige Hasen seziert (Review zu “Feast Upon Their Flesh”), konzentrieren sich die Masterminds Kirill Gromada (Gitarre) und Stefan Braunschmidt (Bass) kurz vor dem Weihnachtsfest nun auf den ganzen Braten! Wie angekündigt erschien der Longplayer namens “Monuments Of Bitterness” zum Demo. Das Album enthält acht Songs, von denen drei bereits auf dem Demo vertreten waren. Die drei Songs waren aber wohl mehr als Zwischenergebnis aus der bisherigen Kooperation der beiden zu sehen, denn für “Monuments Of Bitterness” wurden sie fleißig überarbeitet. Zum Beispiel wurde bei ‘Torn To Shreds’ der Mittelteil (zeitlich gesehen) und das fast epische Outro praktisch komplett erneuert. Das hat dem Song gut getan und lässt ihn noch kompakter erscheinen. Das trifft auf das gesamte Album zu. Das in Eigenregie entstandene Album hat einen klaren, druckvollen Sound.
Die fünf neuen Songs haben mit ‘Echokammer’ gleich eine erfreuliche Überraschung parat. So taucht im hinteren Drittel ein Saxophon auf, das nicht eingesetzt wird, um eine Nuance zu setzen, sondern um ein fulminantes, mehrstimmiges Solo hinzulegen.
Man könnte jeden einzelnen Song herauspicken und sich ihm in einer gesonderten Review annehmen. Tiefgang ist das Markenzeichen von RAPTVRE.
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Die Musik von RAPTVRE zu beschreiben ist nicht leicht, denn es “Metal” zu nennen, wird der Mischung aus Black-, Death- und Progressive Metal nicht gerecht. Das RAPTVRE-eigene ist, das sie immer wieder Passagen einwerfen, die man nicht so leicht harmonisch zuordnen kann. Diese Passagen sind nicht per se atonal, fügen sich aber möglicherweise nicht in das bisherige Bild von Harmonie ein.
Erfreulich ist auch der Umstand, dass im Gegensatz zu dem filigran programmierten Schlagzeug auf dem Demo, auf “Moments Of Bitterness” Johannes Kochs die Drum-Tracks eingespielt hat. Auch wenn das Schlagzeug auf dem Demo schon sehr detailverliebt zubereitet wurde, macht es noch mal einen angenehmen Unterschied, wenn ein Mensch seine Kreativität auslebt. Anzunehmen ist, dass sowohl Kirill als auch Stefan klare Vorstellungen davon haben, was das Schlagzeug zu RAPTVRE beitragen soll, sie aber sicherlich noch genug kreativen Spielraum für Johannes ließen. Das hört man beispielsweise bei ‘Devouring Mist’ gut, denn der Song wirkt nun noch lebhafter. Insgesamt trägt das Schlagzeug positiv zur teilweise mystischen Atmosphäre bei, die bei jedem Song erkennbar ist.
RAPTVRE ist eine neuzeitliche Definition von Metal. Glaubt man etwas Vertrautes, klanglich Angenehmes zu hören, ist immer gleichzeitig etwas dabei, dass es schwierig macht, es als genau das zu akzeptieren. Vielmehr ist man dazu aufgefordert genau hinzuhören und das Spezielle zu identifizieren. Diese Zerrissenheit beim Hören und die permanente Überraschung der Arrangements macht es zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis, das es so im Metal selten gibt.
Bewertung: 15/15 Punkten