(42:28, LP, World In Sound/Rough Trade/Clear Spot, 2019)
Für die zweite Langspielrille “Silhouettes” trifft noch mehr als auf die Debüt-LP “Path of Virtue” (2018) zu: Wenn sie auf Garden of Delights herausgekommen wäre und nicht bei WiS, wäre man geneigt auf ein Reissue aus den ganz frühen Siebzigern zu tippen. Ganz ohne Hardware in der Hand könnte man auch auf ein bislang verpasstes Frühwerk von DeWolff tippen – aus Zeiten, als die Niederländer noch viel mehr nach Kraut- und Hardrock denn nach dem Wilden Westen klangen. Doch mindestens genauso groß ist die Freude über Nachschub der Aschaffenburger mit dem pseudoskandalösen Namen.
Seit sie den “Pfad der Tugend” verließen, ist ein bißchen was bei ihnen passiert, u.a. wurde mit Julian Rocco Lepore ein neuer Schlagzeuger begrüßt (der “alte” Drummer Johannes Seidel hat aber noch am Songwriting mitgewirkt) und es wurde beim Burg Herzberg-Festival aufgespielt. An den Markenzeichen der des Quintetts hat das höchstens etwas zum Positiven verändert: der aufwühlend-zweckdienliche Gesang, gerne auch mal als Scat-Wetteifern mit Keyboards oder Gitarre plus gekonnte Chöre, das Vintage-Riffing und vor allem Christian Karls wunderbares Spiel an der Hammond begeistert weiterhin. Songs wie das treibende ‘Cosmic Pilgrim’ oder ‘Night by Night’ sollten Genre-Fans also glücklich machen können, vermutlich jeweils sogar schon ab dem Moment, wo das dezente Röhren des Leslie-Kabinetts ein Orgel-Intro ankündigt. Details, die auch zeigen, dass der Sound der Aufnahmen erneut delikat geraten ist.
I-Tüpfel: Der deutsche, alttestamentarisch inspirierte Text zu ‘Gomorrha’ taugt als Kommentar zu vielen politischen Nachrichten der letzten Tage und Wochen…
FFO: frühe DeWolff, Birth Control, Alvenrad, Beggars Opera, Karakorum…
Bewertung: 12/15 Punkten
PS: Das Leckerchen ist digital sowie als schwarzes und – limitiert – rot-blau-marmoriertes Vinyl erhältlich.