Moving Oos – Romancer

(40:24, Coloured Vinyl/CD, Crispin Glover Records/Noisolution, 2019)
In regelmäßigen Abständen landet in einem mittelhessischen Haushalt die gute alte “Get Ready” von Rare Earth auf dem liebevoll gepflegten Plattenteller. Wie oft hat sie sich schon gedreht? Immer steht dabei die Frage im Raum, warum heute niemand mehr solche Musik macht.

Prompt kommt dieser Tage Kollege Dr. prog. met. Reckert um die Ecke und offeriert das neuste Werk der Norweger Moving Oos, die laut Waschzettel der Plattenfirma genau diese Lücke füllen sollen.

Das Plattencover sieht zwar wie eine verunglückte Werbebroschüre für italienische Herren-Haarpflegeprodukte aus, aber der Inhalt, und auf den kommt es an, zaubert sogleich ein Grinsen auf das Gesicht des Rezensenten.

Wunderbar altmodisch und mit dem Schweiß und Dampf der Siebziger rocken die Skandinavier los. Neben den zitierten Rare Earth kommen dem geneigten Hörer bisweilen noch die Doobie Brothers und da und dort auch mal Mother’s Finest in den Sinn. Die Stimme von Sänger Frank Reppen erinnert tatsächlich auch ein wenig an die von Tom Johnston. Seine Mitstreiter Per Borten und Haakon-Marius Pettersen dürften dem einen oder anderen Leser von Spidergawd bzw. Turbonegro bekannt sein. Glücklicherweise lassen die beiden hier die metallischen Gene in der Tasche. Dafür sorgt ein dreiköpfiger Damenchor für die Extraportion Soul.

Zwar sind die acht Songs lediglich Neuaufnahmen von Stücken der ersten beiden Alben der Moving Oos aus den Jahren 2007 und 2008, dafür aber umso besser geeignet, die Formation kennen zu lernen. Obendrein sind die Originale auch längt nicht so professionell produziert.

Das Album mit der kompakten Spielzeit von 40 Minuten hat vom Opener ‘Rescue me’ bis zum Rausschmeißer und Titeltrack ‘Romancer’ keinerlei Längen. Und sollten sich die Moving Oos mal auf heimischen Bühnen blicken lassen, sind wir definitiv dabei. Bis dahin muss die Konserve reichen. Wer eine Schwäche für die als Vergleich genannten Interpreten und die alten Siebziger hat,  kommt an “Romancer” nicht vorbei. Und es muss ja auch nicht immer Prog sein. Das Album ist als farbige Vinyl LP mit CD und als Download erschienen.
Bewertung 13/15 Punkte (DH 13, KR 12)

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