(65:46/66:57, 2 CD, BMG, 1969/2019)
Ist es nicht erstaunlich, wie viel Aktualität alleine im Titel eines fünfzig Jahre alten Albums stecken kann? Wer die Kinks und allen voran Ray Davies nur über die zahlreichen Single-Hits von ‘You really got me’, ‘Dandy’ über ‘Lola’ und ‘Apeman’ definiert, der schießt klar am Ziel vorbei.
Ray Davies dachte schon früh gerne in größeren Konzepten. “The Kinks Are The Village Green Preservation Society” war 1968 sein erster Geniestreich. Mit “Arthur Or…” legte er die Messlatte noch ein paar Zentimeter höher. Dass beide Alben seinerzeit kommerzielle Misserfolge waren, verwundert wenig, da man mehr auf das Gesamtkonzept Wert legte, als auf die Produktion einer Single. Darüber hinaus sind auch die Inhalte der Texte nicht sonderlich Single-tauglich. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Nachkriegs-England, Wirtschaftskrise und der Tendenz, dass damals viele Briten nach Australien auswanderten, schaffen ein nachdenkliches, zynisches und musikalisch vielschichtiges Album, das seinen klar Fokus auf ein musikalisches Ganzes legt.
Trotzdem klingt “Arthur…” natürlich nach den Kinks. Vielschichtiger aber, als das was man von den Hit Singles kennt. Da führt das eröffnende ‘Victoria’, dass sich als einziger Song des Albums auf so mancher Hit Sammlung befindet, noch auf die falsche Fährte. Die Stücke atmen in Kinks-Manier die Texte von Ray Davies. Besonders gut gelingt das beispielsweise in ‘Australia’, mit seinem völlig überzogenen Werben für den fünften Kontinent. Auch ‘Shangria La’ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man musikalisch einen Text transportiert, in dem der kleine Mann seinen Mangel an Perspektiven erkennt.
Auch wenn das Album im Gegensatz zu “Abbey Road” von den Beatles aufnahmetechnisch limitiert und deutlich nach den Sechzigern klingt, hat es eine Menge zu sagen. Auch heute noch. Die Songs sind wohl durchdacht und das Konzept ist schlüssig. Die Kinks hatten wohl schlicht nicht das Budget der Beatles.
Die vorliegende Neuauflage erhält noch zahlreiche Mono-Versionen der Songs, Singles und ein komplettes unveröffentlichtes Solo-Album von Rays Bruder Dave Davies. Die meisten der vorhandenen Songs sind aber in den vergangenen 50 Jahren in irgendeiner Form schon einmal veröffentlicht worden. Ein Geniestreich wie ‘Tears Of A Clown’ gelang Dave Davies jedoch nicht wieder. Das Material fällt im Vergleich zu den Songs von “Arthur…” eher etwas bieder und konventionell aus.
Für die Songs des Original Albums jedoch gilt genauso wie für “The Kinks Are The Village Green Preservation Society” die Bewertung:
Musikhistorisch wertvoll
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