»Gesang und Klavier oder Gitarre – unter dieser Voraussetzung haben wir die Songarrangements so erweitert, dass unsere Gefühle richtig zum Ausdruck kommen«
Rise Twain ist ein Duo, bestehend aus Brett William Kull (bekannt durch sein Mitwirken bei Echolyn) und J.D. Beck – ihr Debütalbum ist gerade veröffentlicht worden (Für eine Besprechung siehe hier).
Brett beantwortete unsere Fragen umgehend und lieferte Einblick in die Arbeit des Duos.
Zum Interview in Englisch (All english interviews on BetreutesProggen.de).
Euer erstmaliger Kontakt geht zurück ins Jahr 2007. Warum hat es so lange gedauert bis ihr schließlich euer eigenes gemeinsames Projekt ausgearbeitet habt?
Die Antwort ist schlicht und einfach, dass die üblichen Dinge, die ich tue, meinen Zeitplan bisher komplett ausgefüllt haben. Meine Band Echolyn, das Lehren an der Universität, Studioproduktionsarbeiten, Freunde treffen, mit der Familie abhängen – da bleibt kaum noch Zeit zum Schlafen. JDs und meine Zeitplanung hatte dies vorher einfach nicht ermöglicht. Ich fragte ihn, ob er auf meinem Soloalbum “Open Skies Exploding” (2017) spielen wolle, und so wurde seit 2018 eine Partnerschaft daraus.
Als ihr mit Rise Twain gestartet seid, hattet ihr da eine ganz spezielle musikalische Ausrichtung geplant?
Nein, hatten wir nicht. Ursprünglich sollte es eine Singer/Songwriter Sache sein, also nur Gesang und Klavier oder Gitarre. Von dieser Grundeinstellung aus haben wir die Songarrangements erweitert, so dass so viel Emotion ins Spiel kam, wie wir es für richtig hielten. Die Dynamik und die Arrangements sind das Ergebnis unserer Art der Zusammenarbeit.
Wie lange hat es gebraucht, die Songs zu komponieren und das Album zu produzieren?
Das Ganze hat etwa das Jahr 2018 in Anspruch genommen. Am 31. Dezember 2018 war das Album von mir abgemischt und bereit für das Mastering. JD und ich hatten uns über das Jahr alle ein bis zwei Wochen getroffen, um gemeinsam unsere Musik auszuarbeiten und aufzunehmen.
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War von Anfang an klar, dass ihr ohne Gastmusiker auskommen würdet?
Wir hatten darüber nicht gesprochen, aber wir wussten von vorneherein, dass wir mit Ausnahme des Schlagzeugs alles selbst machen können. Ich denke, dass es uns beim Debüt geholfen hat, dass wir es möglichst einfach halten wollten und uns somit hauptsächlich auf Klavier und Gitarren fokussieren wollten. Wir holten uns mit John Bicer und Jordan Perlson zwei Schlagzeuger, die jeweils auf fünf Songs spielten. Beide lieferten großartige Arbeit ab! JD kümmerte sich um Gesangsstrukturen und Klavier, während ich Gitarren, Bass, Perkussion, Gesang und diverse Tastenarrangements beisteuerte.
Inwiefern war diese Zusammenarbeit anders als deine Arbeit in deinen bisherigen Formationen?
Im Gegensatz zu anderen Projekten war dieses ausgesprochen spontan und schnell umgesetzt. Keine wirkliche Vorproduktion, keine Experimente. Die Songs waren schnell geschrieben und aufgenommen, einer nach dem anderen. Das macht es für eine Live Präsentation schwierig, da viele Arrangements aus dem Moment heraus entstanden sind. Wir müssen erst einmal wieder lernen, was wir eingespielt haben, da wir uns bei den Aufnahmen keine Gedanken darüber gemacht haben, als wir die Songs entwickelten oder bestimmte Parts geschrieben haben.
Spiegeln die Songs eure eigene musikalische Geschichte wider oder probiert ihr neue Ansätze aus?
Ich versuche immer, neue Wege auszuprobieren. Jeder Titel, den ich schreibe, hat eine neue Akkordfolge dabei, andere Melodien, neue Texte, neuen Sound usw. Ich hasse es, mich selbst zu wiederholen, und dessen bin ich mir bewusst. Daher ist es auch toll, mit neuen Leuten zusammenzuarbeiten. Man neigt dazu, neue Inspiration dabei zu gewinnen.
Es gibt viel Raffinesse, Aufgeschlossenheit und Dynamik in eurer Musik. Hat sich das einfach so entwickelt oder war das von Beginn an so geplant?
Danke. Aus produktionstechnischer Sicht sind derartige Wahlmöglichkeiten für mich sehr wichtig. JD sieht dies genauso. Insofern hatten die Songs naturgemäß diese Qualitäten schon im Entstehungsprozess. Die Songs sind dahingehend irreführend, da sie mal simpel und dann wieder sehr komplex klingen können – was sie ja auch sind.
Ich kann eine relaxte Stimmung wahrnehmen, wie auch eine Mischung aus Fröhlichkeit und traurigem Unterton in eurer Musik heraushören. Kam auch das ganz natürlich zu Stande?
Diese Formen von Emotionen sind definitiv in unserer Musik enthalten. JD und ich schreiben meist auf Basis unserer aktuellen Erfahrungen. Diese können dann manchmal in Geschichten übertragen werden, die allerdings immer auf Realitäten basieren, die wir in unserem Leben erleben. Musik ist ein Ventil für uns. Es rettet und erlöst uns.
Wie waren die bisherigen Reaktionen auf das Album?
Bisher unglaublich. Wir wussten beide nicht, was die Leute wohl denken werden, da wir in einem Kreativitätsvakuum waren. Es ist so schön, all die vielen Kommentare zu sehen. Ich habe nur eine schlechte Rezension gesehen … und auch die mochte ich!!
Sind weitere Aktivitäten von Rise Twain geplant?
JA! Mehr Musik! Wir haben wirklich viel Spaß an der Zusammenarbeit und wir hoffen, diese Energie auch live auf die Bühne bringen zu können. Das ist zwar viel Arbeit, aber wir haben im Sommer an den Songs gearbeitet und bereiten uns auf Live Auftritte vor.
»Wir werden den Rest des Echolyn-Albums im November aufnehmen, wenn wir im Oktober einige weitere Arrangements erledigt haben.«
Kannst du uns etwas zum aktuellen Stand bezüglich Echolyn sagen?
Natürlich! Chris, Ray, und ich haben im vergangenen Jahr an neuen Stücken gearbeitet und es ist eine ganze Menge neue Musik entstanden. Wir drei arbeiten sehr gut zusammen und waren bisher immer das Kompositionsteam in der Band. Wir haben die Schlagzeugparts für sieben Songs im August mit Jordan Perlson aufgenommen – er hatte gerade eine kurze Pause auf seiner Tournee zusammen mit Adrian Belew. Wir werden den Rest des Albums im November aufnehmen, wenn wir im Oktober einige weitere Arrangements erledigt haben. Ich hoffe, dass wir neue Echolyn Musik in 2020 veröffentlichen werden. Es passiert viel.
Danke euch für die Fragen! Hoffentlich sieht man sich mal eines Tages bei einem Konzert.
Ein Teil der Fragen stammt von Kristian Selm
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Brett Kull
Jeremy D. Beck
Abbildungen: William Schwartz / Inside Out Music
Mit freundlicher Genehmigung