The Paleo Paranoids – Rumspringa

The Paleo Paranoids - Rumspringa (2018)(56:44, CD, Eigenproduktion/Zoundr, 2019)
Die Bremer Stadtparanoiker Thomas Schaefer und Björn Göran Detjen haben es wieder getan. Nur ein Jahr nach ihrem ersten Ausbruch aus der Alltags-Anstalt (dokumentiert als “Cargo”) konnten sie wieder aus dem Fenster steigen oder springen – und erneut entweichen. ‘Rumspringa’ legt nun von ihren Abenteuern in Freiheit beredtes Zeugnis ab. Thomas sprech-singt in meist tiefem Bass übrigens trotz des süddeutsch anmutenden Titels weiterhin fein auf Englisch bzw. in babylonischen Zungen – Albumtitel und Titelsong beziehen sich laut Waschzettel auf einen alten Begriff “aus der Amish-Sprache und bedeutet in etwa »die Zeit, in der pubertierende Amish-Kids ihre Gemeinschaft verlassen und sich ohne Verdammnis zügellos ausprobieren können.«” Begrenzte Auszeiten also auch hier. Den Soundtrack dazu könnten Schubladenselige als Underground oder Alternative Rock bezeichnen, wobei Prog-Fans auch dieses zweite Album der Norddeutschen aufgrund seiner respektlosen Verrücktheiten (von Salsa zu Jazz in drei Takten) was Genres, Harmonik und Texte angeht, eine teils abenteuerliche Rhythmik und den generell humorigen Ansatz zumindest als Beifang akzeptieren könnten.

Gesellschaftskritisch geht es beim (selbstgebrannten) ‘Bathtub Gin’ zu – einer Mischung aus Spoken Words und Rap über einem von Honky Tonk zu Etüden changierenden Piano. ‘Holy Solitude’ gelingt das Kunststück, trotz erneut erzählerischer Vortragsweise dabei funky und groovy zu sein. Und ‘After The View’ sollte man unbedingt optisch auf sich wirken lassen…

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Das Hörspiel ‘Safe Havens’ zwinkert mit seiner knapp achtminütigen Laufzeit und dem hypnotischen Basslauf wieder uns Proggies zu, nur um die grade klargemachte Zielgruppe mit einem herrlichen Pfeifen à la Morricone-Western gleich wieder zu verstören. Das Album-Finale ‘Brandnew Shopping Center’ klingt für den Rezensenten mehr denn je nach den gigantisch guten They Might Be Giants, ist für die Band selbst aber angeblich “Dance-Floor-verdächtig” – so viel kluge Schrägheit wäre den Tanztempeln der Republik ja wirklich mal zu wünschen.
Bewertung: 11/15 Punkten

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