(69:52, CD, Eigenproduktion, 2019)
Issun nennt sich ein Quartett aus Hannover, das sich selbst als eine Prog Metal-Band beschreibt und an seinem aktuellen Werk “Dark Green Glow” drei Jahre gearbeitet hat. Ob sich die Mühe für ihr zweites Album gelohnt hat und in entsprechenden Verkaufszahlen widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Was sich allerdings recht schnell einstellt, ist die Erkenntnis, dass es sich hier um eine exzellente Produktion handelt und sich Issun in eine Reihe stellt mit solch tollen deutschen Newcomer Bands wie smalltape (nicht mehr ganz so neu), Mount Amber oder Green Desert Tree. Issun, ein aus einem Videospiel entstammender Name, den man sich merken sollte.
Das Album basiert auf einer Horrorgeschichte über einen mysteriösen, grün leuchtenden Wald. Dementsprechend ist auch das schicke Cover gestaltet. Klappt man das Digipak auf, sieht man vier Musiker abgebildet, nämlich Sänger, Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist. Schade, denkt sich der Schreiberling, keine Keyboards. Umso erfreulicher, dass das Album gleich mit feinem Klavierspiel und sehr angenehmer Stimme startet.
Für die folgenden knapp 70 Minuten bester Unterhaltung sind folgende Musiker verantwortlich:
Tobias Schröder – vocals / keyboards / percussion
Markus Ottenberg – guitars
Marc Andrejkovits – bass (auch: Cryptex)
Simon Schröder – drums
Dabei stellt sich schnell heraus, dass Tobias Schröder Dreh- und Angelpunkt bei Issun ist. Sein Keyboardspiel weiß zu überzeugen und gerade auch als Sänger gibt er eine exzellente Figur ab, zumal er seine Stimme recht variabel zwischen soft und heavy einsetzt. Doch auch seine Mitstreiter wissen durchweg zu überzeugen und bringen sich bestens ein. Ob in Balladen oder Nummern mit moderater Härte, das ist alles bestens arrangiert und macht das komplette Album zu einer runden Sache. Dabei sind die Ausflüge in den Metal Bereich eher selten, die Bezeichnung Prog Metal-Band trifft nicht unbedingt den Kern. Eher sollten sich Fans einer peppigen, vitalen Variante des Symphonic Melodic Prog angesprochen fühlen.
Mit ‘Tempest of Laughter’ beweisen sie, dass sie auch Longtracks können, denn der 17-Minüter bietet abwechslungsreichen Melodic Prog auf hohem Niveau. Das nachfolgende ‘Twilight Forest’ zeigt sie von einer sehr perkussiven Seite, während das anschließende Titelstück zumindest ausschnittsweise dann tatsächlich mal auf Prog Metal-Pfaden wandelt. Auch die kurze Instrumentalnummer ‘Jessica’ weiß mit schwungvollem Perkussionsspiel zu überzeugen, wenn man mal vom wenig benutzerfreundlichen Intro mit unangenehmen synthetischen Klängen absieht. An anderer Stelle wiederum erinnern sie ein wenig an die schwedischen A.C.T.
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Charakteristisch für Issun ist, dass hier der Faktor Harmonie groß geschrieben wird, und das haben sie erfolgreich umgesetzt, denn es wimmelt nur so von feinen Melodielinien. Sämtliche Gitarren auf diesem Album wurden übrigens vom bestens bekannten Martin Schnella eingespielt, während der oben aufgeführte Markus Ottenberg erst später hinzukam.
Ein dickes Ausrufezeichen, das die Hannoveraner mit diesem klasse Album setzen!
Bewertung: 11/15 Punkten (JM 11, KR 12)