(41:12 + 49:20 + 60:59, 3 CDs, Zappa Family Trust, 2019)
Ein paar persönliche Worte vorab: Selbst wenn man im Besitz einer nahezu vollständigen Discografie von Zappa ist und auch jede Menge Bootlegs sein eigen nennt, so findet nicht jede musikalische Phase Zappas und dessen stilistische Experimente immer vollste Zustimmung. So gehören u.a. seine orchestralen Werke nicht gerade zu den eigenen Favoriten, weswegen diese Kritik sicherlich einiges zurückhaltender und ohne Bewertung ausfällt.
Die Geschichte von “Orchestral Favorites” ist vor allem geprägt vom damaligen Rechtsstreit mit Zappas damaliger Plattenfirma Warner Bros. Ursprünglich 1975 aufgenommen, war das Material eigentlich als Teil des groß angelegten 4-fach Albums “Läther” geplant. Doch Warner hielt von dieser Idee nicht besonders viel, lehnten das Projekt als zu kostspielig ab, so dass man letztendlich über mehrere Jahre verteilt vier Alben – “Live in New York” (1977), “Studio Tan” (1978), “Sleep Dirt” (1979) und eben “Orchestral Favorites” (1979) – veröffentlichte, bevor posthum im Jahre 1996 “Läther” in seiner ursprünglich geplanten Form erschien. Bei seiner Erstauflage im Jahr 1979 diente “Orchestral Favorites” nur dazu, Zappas noch laufenden Vertrag mit Warner Bros. zu erfüllen, weswegen die Plattenfirma netterweise auf jegliche Werbung für dieses Album verzichtete.
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Die vorliegende Jubiläumsausgabe beinhaltet neben dem originalen, von Bob Ludwig remasterten Material einen kompletten Livemitschnitt vom 18.September 1975 mit dem 37-köpfigen Abnuceals Emuukha Electric Symphony Orchestra, teilweise von Zappa dirigiert. Im Gegensatz zu seinen reinen Orchesterwerken mit dem London Symphony Orchestra, ist hier noch eine Verschmelzung von moderner Klassik, gelegentlichem Rockinstrumentarium, sowie namhaften Zappa Mitstreitern wie u.a. Bruce Fowler (Posaune), Ian Underwood (Keyboards) oder Terry Bozzio (Schlagzeug) zu vernehmen. So wird zuweilen der Big Band Sound, wie auf den beiden 72er Alben “The Grand Wazoo” oder “Waka/Jawaka”, auf wesentlich klassischer Ebene fortgeführt.
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Gerade die damals komplett neuen Stücke wie ‘Pedro’s Dowry’ und ‘Bogus Pomp’, bieten abstrakte, zeitgemäße Klassik, die bisweilen sehr sprunghaft, atonal und fragmentiert wirkt. Ganz im Gegensatz zu dem von “200 Motels” bekannten ‘Strictly Genteel’, welches noch mit Big Band Sound und Jazz Rock Einschüben aufwartet, während bei ‘The Duke Of Prunes’ (im Original auf dem 67er Album “Absolutely Free”) sogar Zappa einige Gitarrenparts beisteuert und durch Rhythmik und Stilistik eine Mixtur aus Jazz und moderner Klassik entsteht.
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Der Konzertmitschnitt ist vor allem dadurch interessant, dass Zappa nahezu jeden Titel mit seinen launigen, humorvollen Erklärungen versieht, zu Beginn jedoch recht klar stellt, dass es sich definitiv um kein Rockkonzert handelt. Dafür sind jedoch weitere orchestrale Titel wie z.B. ‘Revised Music For Low Budget Symphony Orchestra’, ‘Rollo’ , ‘Black Napkins’, Ausschnitte von ‘Lumpy Gravy’ oder ‘The Adventures Of Greggery Peccary’ zu hören. Zudem sind auch hier die Grenzen zwischen Klassik, Big Band und Jazz im sinfonischen Kontext zuweilen fließend, handelt es sich eben nicht um ein rein klassisches Konzert mit Orchester, sondern ist hier ebenfalls noch genügend zappaeske Absurdität zu hören.
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Im wieder mal ausführlichen und informativen 32-seitigen Booklet sind neben jeder Menge unveröffentlichter Bilder und umfangreiche Essays von Joe Travers und Terry Bozzio enthalten, die einen Blick hinter den Entstehungsprozess dieses Albums und die Orchesterkonzerte eröffnet. Ganz ehrlich wird auch eingestanden, dass Perfektionist Zappa vor allem das Livekonzert niemals veröffentlicht hätte, doch trotz gewisser Schwächen im Zusammenspiel und in der nicht immer perfekten Präsentation, hat das gebotene Material doch so viel Gehalt und Qualität, dass hier jeder Fan der orchestralen Seite von Zappa auf seine Kosten kommt.
Ohne Bewertung
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Zappa Orchestral Favorites @ Zappa Homepage
Abbildungen: Zappa Family Trust