Disillusion – The Liberation

(57:38, CD, Digital, Vinyl, Prophecy Productions, 2019)
Man hatte schon nicht mehr damit gerechnet, aber tatsächlich erscheint dieser Tage ein neues Album der Band aus Leipzig, die 2004 mit ihrem Debüt-Album “Back To Times Of Splendor” neue Maßstäbe im Bereich des progressiven Death Metal gesetzt hat. Auf diese fulminante Duftmarke folgte 2006 mit “Gloria” ein mutiges Experiment, welches in kreativer Hinsicht dem Debüt noch einen drauf setzte, allerdings einige Fans verwirrte. Trotzdem ist diese sehr kurzweilige Mischung aus Pop, Avant und dem altbekannten Death Metal bis heute immer noch ein Meilenstein und in dieser Art und Weise unübertroffen. Nun sind seitdem viele Jahre vergangen und angesichts der hochkarätigen Discographie schmerzte die Abwesenheit der Band schon sehr. Nach zehn Jahren gab es dann endlich ein Lebenszeichen und mit ‘Alea’ eine Single, welche durchaus gut bis sehr gut war, aber doch nur eine Single. Es folgten noch weitere drei Jahre der Unsicherheit, doch nun ist es soweit und die gierende Meute bekommt endlich das, worauf sie gehofft hat: Einen neuen Longplayer. “The Liberation” heißt er und wird ziemlich sicher viele alte und neue Fans zufrieden stellen.

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Nach dem kurzen Intro ‘In Waking Hours’, startet das bereits vorab veröffentlichte, über zwölf Minuten lange ‘Wintertide’, welches für die hungrige Fanbasis und ganz besonders für Fans des Debüt-Albums eine wahre Freude sein wird. Die bekannten Trademarks sind immer noch vorhanden. Als wären die Jungs nie weg gewesen. Brachialer Death Metal, hochmelodisch, ohne auch nur ansatzweise in Kitsch abzudriften, detailreiche, anspruchsvolle Songstrukturen, die einen über den ersten Hördurchlauf hinaus ständig neu herausfordern.

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‘The Great Unknown’ erinnert mit seinen anklagenden und gleichzeitig wütenden Gesangslinien ein wenig an ‘The Sleep Of Restless Hours’ vom Debüt-Album. ‘A Shimmer In The Darkest Sea’ präsentiert sich weniger brachial, dafür deutlich melodischer und melancholischer und setzt oben drauf noch ein zum in die Knie gehen geniales Gitarrensolo. Longtrack Nummero zwei, der Titeltrack ‘The Liberation’, liefert direkt zu Anfang ein einprägsames, immer mal wiederkehrendes Thema. Es geht zu Anfang wieder deutlich harscher zur Sache und Disillusion zeigen auch hier wieder, wie man progressiven Death Metal spielen kann, ohne ellenlange Griffbretteskapaden, ohne Emotionen aus der Gefriertruhe und ohne die ziellose Suche nach einer Hookline. Vielleicht der progressivste Song auf dem Album.
‘Time To Let Go’ würde ob seiner kurzen Laufzeit zwischen den beiden Longtracks kaum auffallen, hätte er nicht diesen beglückenden zweiten Teil, mit einem wunderbaren Gitarrensolo in Kombination mit einem kleinen Streichereinsatz.

‘The Mountain’ ist (subjektiv natürlich) das große Highlight und überrascht mit einem hervorragenden, ruhigen Mittelteil und dem Einsatz einer Trompete. Der Spannungsaufbau erzwingt unauffällig Freudentränen und ist schwer an Großartigkeit zu überbieten, wenn es im letzten Drittel noch einmal ordentlich zur Sache geht. Unglaublich gut!

Unklar bleibt, ob man hier überhaupt von einem Comeback reden sollte oder nicht. Aber sollte es eins sein, ist es mehr als geglückt. Einmal mehr fasziniert die Band mit ihrem recht eigenen Sound. Einer Kombination aus brachialem Metal, emotionalen, warmen Melodien und ausgetüfteltem Songwriting. Es wird nie langweilig bei Disillusion, egal was sie bisher gemacht haben. Sie wiederholen sich nicht, folgen keinen Trends, aber erfinden sich auch nicht wirklich neu, sondern setzen ganz klar ihre eigenen Trademarks.

Teapot of the Week
“Teapot of the Week” auf Betreutes Proggen in der KW36/2019

13 Jahre seit dem letzten Studio-Album sind eine verdammt lange Zeit und die Leizpiger haben gefehlt. “The Liberation” reiht sich nahtlos in die qualitativ durchweg hochwertige Discographie der Band ein. Musikalisch orientiert sich die Band ein wenig mehr an “Back To Times Of Splendor” als am deutlich experimentelleren “Gloria” und präsentiert einmal mehr eine Sternstunde in Sachen emotionalen, anspruchsvollen Prog Metal.
Bewertung: 13/15 Punkten (MBü 13, KR 13, FF 13)

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