(01:32:12, 2 CD, Eigenproduktion/Plastic Head/Just For Kicks, 2019)
Weniger ist oft mehr – Nicht gerade eine neue Erkenntnis. Das Quasi-Debüt von Warmrain um Mastermind Leon J. Russell aus UK kommt als opulentes Konzeptwerk in Form einer Doppel-CD auf üppige 92 Minuten Spielzeit. Und hier liegt auch gleich das grundlegende Problem von “Back Above The Clouds”. Der geschmeidige, getragene Art-Rock mit Anleihen bei Pink Floyd, Porcupine Tree und einer sanften Variante von Anathema bietet über die gesamte Spielzeit nur sehr wenig Variation. Nicht nur, dass die einzelnen Songs sich kaum voneinander absetzen, etliche Stücke sind schon in sich erheblich überdehnt. Das fällt gleich bei den ersten beiden Songs mit jeweils über acht Minuten Laufzeit auf. Im Grunde bauen beide Stücke auf einfachen Gitarrenmotiven auf, die mit Standard-Art-Rock-Riffs und -Dynamik-Wechseln angereichert werden. Der Gesang dazu klingt verstörend unbeteiligt: “I can’t believe my Heroes are Dead” – Ach, wirklich? Warum singt Russell das dann so, als würde er einen Einkaufszettel vorlesen?
‘Absent Friends’ ist im Grunde eine nette Ballade mit Roger Waters-Gedächtnis-Attitüde, die jedoch durch endlose Wiederholungen ebenfalls auf acht Minuten gestreckt wird. Selbst das Gitarrensolo kennt über fast drei Minuten eigentlich nur zwei Melodiebögen. Genau dieses Strickmuster wird für die verbleibenden 75 Minuten konsequent fortgeführt. Auch die als Hidden Track getarnte Coverversion von ‘Here Comes The Rain Again’ (Im Original von Eurythmics) wird diesem Treatment unterzogen. Überflüssig zu erwähnen, dass der Song dadurch auf sieben Minuten anschwillt. Warum hier Craig Blundell als Gast ans Schlagzeug musste, bleibt ein Rätsel.
John Mitchell macht am Mischpult einen ordentlichen Job. Leider hatte er wohl keine Schere in der Schublade. Hätte er das gesamte Elaborat auf eine Länge von ca. 40 Minuten zurechtgestutzt, wäre man der Kapazität der tatsächlich vorhandenen Substanz schon erheblich näher gekommen. In der dargebotenen Form ist das Werk über 90 Minuten ausgesprochen bieder und auf Dauer doch sehr ermüdend.
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Klar, so liest sich ein wenig schmeichelhafter Verriss. Der Hype Sticker auf der CD macht es einem aber nun wirklich schwer, Milde walten zu lassen. Die großspurigen Vergleiche und Zitate schüren Erwartungen bei den angesprochenen Pink Floyd- und Porcupine Tree-Fans. Die Expertise des “Classic Prog Magazine” erscheint erscheint zumindest diskutabel. Auch die Band-Homepage ist wortgewaltig und weit entfernt von Understatement.
Letztlich ist hier aber eine Band, die durchaus Potenzial hat. Vielleicht sollte man für das nächste Mal erst einmal eine EP planen?
Bewertung: 7/15 Punkten (DH 7, KR 9)
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