(43:29, CD, Stilll/Off/Broken Silence, 2018)
Michel Delville wird es voraussichtlich in diesem Leben nicht mehr so schnell langweilig. Der Dozent und Gitarrist aus Liège/Luik/Lüttich ist Prog- wie Jazz-affinen Hörern neben The Wrong Object auch u.a. durch Machine Mass, The Gödel Codex, Ensemble Mosae, die unzweifelhaften Canterbury-Delikatessen von douBt und nicht zuletzt durch Comicoperando wohlbekannt.
Für das uns im Folgenden beschäftigende Album gingen TWO zurück zu ihren Wurzeln als Zappa-Tribute Band. Doch sie wären nicht die Ansammlung von Ausnahmetalenten, die sie sind, wenn sie das mit simplen Cover- oder auch nur verjazzten Versionen täten. Die komplette Mannschaft war/ist:
Marti Melià – Klarinette, Tenorsaxophon
François Lourtie – Tenor- und Sopransaxophon, Gesang
Michel Delville – Gitarre, Gitarrensynthesizer, Gesang
Antoine Guenet – Tasten, Gesang
Pierre Mottet – Bass
Laurent Delchambre – Schlagzeug, Percussions, Samples.
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Das eröffnende ‘Wonderful Wino’ beispielsweise ist heftiger, sogar dreckiger als das Original geraten, sozusagen die “Helter Skelter”-Version des “Zoot Allures”-Klassikers. Der Horror entsteht hier primär durch die dissonant-schrillen Bläserattacken.
‘Mr. Green Genes / King Kong’ ist wie der Name schon andeutet ein Hybride, der sich auf schon fast Howard Kaylan/Mark Volman-artige Weise an den Hörer anschunkelt und anschmust – bis es zu spät ist! Antoine Guenets (u.a. Univers Zéro) Fender Rhodes-Spiel und Pierre Mottets Interaktion zwischen Jazz-Soli und lustvoll abgehendem Walking Bass machen dieses Acht-Minuten-Stück zu einem der Höhepunkte des Albums.
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Die Aufnahme von ‘Big Swifty’ (Zappas Dialog mit v.a. George Duke) in diesen Kanon war erwartbar, nicht aber die auf unter fünf Minuten verkürzte und gleichzeitig wunderbar verdichtete Fassung des Epos’, mit der TWO hier aufwarten.
Das vergleichsweise werkgetreu, aber enorm leidenschaftlich gespielte und nach Live-Aufführung verlangende ‘This Town Is a Sealed Tuna Sandwich / The Sealed Tuna Bolero’ bringt uns zurück zum “200 Motels”-Film. ‘Apostrophe / Chunga’s Revenge’ unternimmt es, gleich zwei Titelstücke wichtiger FZ-Alben in einem wilden Jam zu verschmelzen, bei dem Michel Lunte an eines seiner explosivsten Soli der Platte legt. Für ‘Sleep Dirt’ muss man bei Prog-Fans ja hoffentlich keine Lanze mehr brechen, diese Fassung glänzt mit zahllosen melodischen Variationen, mit denen TWO melancholisch das große Original umspielen.
Den Schlusspunkt bildet das vergleichsweise konventionelle, aber schon thematisch immergrüne und wohl auch deswegen hier lustvoll mit gesprochenem Text präsentierte ‘I Am The Slime’. Abschließend lässt sich variieren, was sinngemäß über ein weiteres TWO-Erzeugnis des gleichen Baujahrs gesagt wurde: “This album is sure to please Zappa– and prog-rock geeks as well as the uninitiated with a fresh ear for alternative popular entertainment”. Es wäre jedenfalls zu hoffen.
Bewertung: 12/15 Punkten
PS: Die CD erschien in limitierter Auflage.
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