(43:21, CD, Tribal Stomp, 2019)
Der Schreiberling ist auf The Perc zum ersten Mal mit dem Album ”Koto Funk” gestoßen, bis dahin war der Name nicht geläufig. Das Album zeigte auf den ersten Blick auch warum, da es nicht ins eigene Beuteschema passte, aber dann doch auf gewisse Weise unterhalten konnte. Nun liegt ein „neues“ Album vor, das jedoch altes Material enthält. Das Album hätte auch unter dem Namen The Perc and The Hidden Gentleman laufen können, denn auf den meisten Titeln ist eben dieses Duo zu hören. Doch es handelt sich um ein Album von Tom Redecker alias The Perc, und zwar bereits Ausgabe Nummer Sieben aus seiner Reihe „Electric Kindergarten“.
Hier ist keineswegs eine Gastsängerin namens Carola zu nennen. Nein, der Titel bezieht sich auf ein Musikinstrument, das Redecker 1986 in einem Bremer Musikgeschäft kaufte, nämlich ein Casiotone MT 400V Keyboard, das er liebevoll Carola nannte. Die Handhabung war nicht unbedingt einfach, doch machte es immer wieder Spaß, das Instrument auch live auf der Bühne zu benutzen. Anlass genug, diese Folge der Serie eben dieser „Carola“ zu widmen, und so ist es auch kein Wunder, dass dieses Keyboard auf allen vorliegenden Songs eingesetzt wurde. Die Zusammenstellung von elf Songs enthält Aufnahmen aus dem Zeitraum 1986 bis 1998, eingespielt von:
Tom ‚The Perc‘ Redecker – Carola / vocals / additional keyboards / percussion / tapes
Emilio ‚The Hidden Gentleman‘ Winschetti – vocals
Ralf Krieger – guitar
Rolf Kirschbaum – echo snare / guitar.
Die auch schon auf anderen Alben erhältlichen Songs sind meist kurz und haben zum Teil eher Demo-Charakter, aber einige Nummern machen durchaus Spaß. Der Gesang ist gewöhnungsbedürftig, und man sollte keine komplexen, bis ins letzte Detail ausgearbeiteten Prog-Nummern erwarten. Einiges ist eher simpel gehalten, oft geht es nur um Gesang und Keyboards (also Carola) und dem zugehörigen Drum-Sound. Der Protagonist hat ein besonderes Faible für dieses Instrument entwickelt und nennt als besonderen Pluspunkt seiner Carola, dass sie sehr warm und freundlich klingt. Ihm macht das Arbeiten mit ihr jedenfalls unheimlich viel Spaß und seine im Booklet abgedruckte Hoffnung ist, dass sich dieser Spaß auf den Hörer überträgt. Und das gilt nicht nur für Studio Aufnahmen, denn Redecker hat dieses Instrument auch ausgiebig bei Live Auftritten genutzt, was in dieser Zusammenstellung dokumentiert wurde. Ein Song ist dann zudem seiner Carola gewidmet (‘To Carol’), ein kurzes Stück an den Tasten und dabei laut Chips knabbernd. Das nachfolgende ‘Hole In My Head’ brennt sich schnell in die Gehörgänge ein. Der Longtrack des Albums ist eine 12-minütige Live-Version von ‘Rock The Widow’. Der elektrische Kindergarten enthält so manche Schmankerl, und so endet der Spaß auf diesem Album sehr passend mit dem Titel ‘In-A-Gadda-Da-Carola’. In Klammern noch als Long-Version ausgewiesen, bringt es dieser ausschließlich mit Carola eingespielte Song auf nicht einmal eine Minute Spielzeit. Sehr schön!
Fans der Musik von The Perc oder The Hidden Gentleman oder Electric Family dürften sich angesprochen fühlen. Der Proganteil liegt nahe Null, es handelt sich eher um eine Mischung aus Kraut und Psychedelic. Aber das Werk besitzt einen ganz eigenen Charme und jeder sollte für sich mal antesten, ob man sich mit Carola anfreunden kann. Das Album ist auf 500 Exemplare limitiert.
Bewertung: 8/15 Punkten