(48:26, CD, Debemur Morti, 2019)
Dies ist kein Projekt für nur eine Nacht: Die Band wurde bereits 2010 von Fredrik Norrman (Gitarre; Ex-Katatonia, October Tide) ins nächtliche Leben gerufen. Beim namenlosen Debüt-Album von 2016 hatte noch Tobias Netzell (In Mourning) der gepflegten Melancholie Worte verliehen. Heute bemannt Alexander Backlund den Platz am Mikrofon (Und den Produzentenstuhl. Gitarre spielt er auch). Durch Mattias Norrman (Ex-Katatonia; Bass) und Jonas Sköld (Drums) erreichen die Nachtvögel Quartettstärke.
Die “Pale Season” scheint man auf mindestens zwei Arten erleben zu können – wer Album und aktuelle Band beharrlich mit Katatonia vergleichen und nur an ihren Riffs messen will, wird zwangsläufig enttäuscht sein. Wen sie aber – wie den Rezensenten – weitaus mehr und dann auch noch angenehm an mittelalte Anathema, Nightingale, vor allem aber an Soen (sowie deren großes Vorbild – späte Opeth) erinnern, der kann mit der hier verbreiteten gepflegten Melancholie und strikter “Melodien und Produktion gehen vor Riff-Ritualen”-Prämisse ziemlich glücklich werden.
Apropos Produktion: beim eröffnenden, wirklich auf schon delikate Weise traurigen ‘Hound’, seinen vielen zweistimmigen Passagen, Duetten und Chören gibt es gesangstechnisch wirklich nichts zu meckern (außer der Abwesenheit von Growls vielleicht, die genau hier aber eh nicht gepasst hätten). ‘Rotting Eden’ legt schon ein bis zwei Gitarren-Briketts nach, auch der Bass ist hier prägnanter, Alexander verzerrt sekundenweise die Klangfarben seines Gesangs (was er auch gut kann) – die Gesamtstimmung ist möglicherweise ein Otternäschen positiver, auf alle Fälle aber energetischer.
Doch schon wird es ‘Binary’. Allerdings läuft hier nichts mit Digitalisierung, die Sounds bleiben wunderbar warm, die Keyboard(sounds) schön analog, der Gesang von menschlichen (Trauer-)Gefühlen statt künstlichen Intelligenzbestien kündend. Auch mit dem ein paar noch am ehesten “progressive” Wendungen aufweisenden ‘Final Light’ ist noch lange nicht Schluss, denn jetzt glühen die ‘Embers’:
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Das Titelstück ist ein weiterer angenehmer Vertreter, bleibt also keineswegs blass, sticht aber zumindest bei den ersten Hördurchgängen nicht besonders von seinen Songkollegen ab.
‘Anti Meridian’ ist anscheinend doch kein Tippfehler für “Antemeridian” (vormittags), sondern die direkte Meridian-Verbindung von Nord- und Südpol. Wieder was gelernt. Und klingen tut das so:
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Apropos klingen – gemastered hat Tony Lindgren, der Mix fand im Nailvillage statt, mission accomplished – die neun Tracks haben einen für das Genre und die transportierten Stimmungen gut passenden Sound – sowohl (bemerkenswerterweise) am PC wie über die von den Nachbarn aufrichtig gehasste Angeber-Stereoanlage wie auch im vom Subwoofer immer leicht auf und ab wippenden Daihatsu Curare des Schreiberlings.
Das vorletzte Stück ‘Signals In The Sky’ erhält durch Heike Langhans (Draconian, Ison) ebenfalls nicht gerade bierzeltfröhlichen Gesang eine etwas andere, dennoch hervorragend zur Atmosphäre der Platte passende Wirkung.
Mit ‘Meridian’ klingt ein hörenswertes Melancholic Rock-Opus aus, dem man mit reduzierenden Vergleichen mit Katatonia (wie beim zitierten Schreiberkollegen) bzw. mit Paradise Lost oder gar A Perfect Circle (sic! So raunt die Label-Info) keinen Gefallen tut und wohl auch nicht ganz gerecht wird.
Bewertung: 11/15 Punkten (nur für ‘Hound’ allein gäbe es 13)
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