(56:30 + 72:29, CD, Universal Music Polska, 2019)
Nachdem Universal Music Polska in den letzten beiden Jahren einen Teil der nicht mehr erhältlichen Serie “Live In …” von SBB neu auflegten, geht es nun mit selektiven Livealben weiter, die ebenfalls seit längerem nicht mehr verfügbar waren und im Rahmen der “Lost Tapes” Boxsets von Metal Mind Productions, wie ebenso als einzelne CDs zuletzt in den 2000er Jahren erschienen. Als erstes hat man sich den legendären Auftritt auf der 78er Ausgabe des immer noch stattfindenden Roskilde Festivals, sowie einem Mitschnitt aus dem Jahr 1977 in Sopot vorgeknöpft.
Beide CDs kommen leider in recht sparsamer Verpackung daher. Die im minimalistischen Aufklappcover enthaltenen Texte sind nur in polnisch verfügbar, wie ebenfalls das lieblose Coverartwork nur sehr wenig hermacht. Doch ist der Preis relativ klein gehalten und stimmt einmal mehr der musikalische Gehalt, selbst wenn man klanglich hier definitiv keine High-End Produkte erwarten sollte und gewisse, teils recht harsche historische Soundabstriche verkraften müssen.
Beide Auftritte liegen nur knapp ein Jahr auseinander, gleichwohl findet man bei den Titeln überraschenderweise keinerlei Überschneidungen, sind beide Gigs trotzdem von der von SBB bekannten Improvisationsfreunde bestimmt. Vor allem in Sopot verschwimmen Ausschnitte aus diversen Tracks, garniert u.a. mit einem Schlagzeugsolo und ausschweifender Tastenästhetik, zu einem großen Ganzen, werden hier die Grenzen zwischen Progressive und Jazz Rock immer wieder gekonnt verbunden.
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Der Auftritt in Sopot wird zudem recht ungewöhnlich nur vom Duo Józef Skrzek (Gesang, Keyboards, Bass, Mundharmonika) und Jerzy Piotrowski (Schlagzeug) beschritten, während in Roskilde Apostolis Anthimos (Gitarre, Schlagzeug) die typischen 70er Jahre Trio Besetzung zu hören ist. Trotz eingeschränkter Möglichkeit klingt das Duo in Sopot wie eine komplette Band, auch wenn besonders die diversen analogen Keyboardsounds von Moog, Fender Rhodes oder Clavinet, die teils sphärische Klangexkursionen bestimmen. Dabei brechen die Polen immer wieder in frei schwebende Strukturen oder energetischen Rock aus, werden Tempo und Expressivität bei Bedarf gewaltig gesteigert, was letztendlich in fast schon frenetischen Zuschauerreaktionen gipfelt.
Beim Roskilde-Auftritt, bei dem SBB übrigens damals gleich nach Bob Marley & The Wailers auf die Bühne gingen, startet man fulminant mit dem druckvollen Instrumental ‘Walkin’ Around The Stormy Bay”, während ansonsten hauptsächlich das Material des 78er Albums “Follow My Dream” im Zentrum steht. Doch auch hier wird immer der Pfad der Studioversionen mehrfach verlassen, wobei hier gleichfalls die Keyboards mehr Raum erhalten, sich die Band jedoch insgesamt etwas zurückhaltender, atmosphärischer präsentiert, was sicherlich auch besser ins Gesamtkonzept des Festivals passt.
Zwei interessante historische Aufnahmen mit gewissen, vertretbaren klanglichen Mängeln.
Bewertung: 9/15 Punkten (Abstriche vor allem aufgrund des Sounds)
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Abbildungen: SBB / Universal Music Polska